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Prof. Dr. med. W. Zidek Medizinische Klinik für Nephrologie, Charité Berlin

_ In Südkorea haben gesetzlich Versicherte alle zwei Jahre einen Anspruch auf eine Gesundheitsuntersuchung. Dem darauf basierenden nationalen Register wurden Daten von Patienten mit Hypertonie im Stadium 1 entnommen. Ihr systolischer Blutdruck lag zwischen 140 und 159 mmHg, ihr diastolischer Blutdruck zwischen 90 und 99 mmHg. Im Verlauf von median 124 Monaten gelang bei 99.301 Patienten eine Einstellung auf < 140/90 mmHg. Ihre Werte lagen im Mittel bei 131,1/80,9 mmHg. Dagegen wurden 49.460 als nicht eingestellt klassifiziert; sie hatten im Schnitt Werte von 144,6/86,8 mmHg.

Ein gut eingestellter Blutdruck war mit signifikant niedrigeren Risiken für Tod (Hazard Ratio: 0,5), Schlaganfall (0,87) und terminale Niereninsuffizienz (0,41) assoziiert (jeweils p < 0,0001). Das Risiko für Myokardinfarkte war hingegen nicht signifikant verringert. Eine Subgruppenanalyse zeigte, dass alle Vorteile auch für Patienten im Alter < 50 Jahren gelten.

Am niedrigsten war das Mortalitätsrisiko bei einem systolischen Blutdruck von 120–130 mmHg und einem diastolischen Blutdruck von 70–80 mmHg. Das Risiko für einen Myokardinfarkt stieg unterhalb eines systolischen Blutdrucks von 120 mmHg und eines diastolischen Blutdrucks von 80 mmHg.

KOMMENTAR

Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass auch die Behandlung der milden Hypertonie ohne verkomplizierende Begleiterkrankungen und mit niedrigem kardiovaskulärem Risiko einen erheblichen Nutzen bringt. Die Untersuchung an sehr großen Patientenzahlen ist auch vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Therapieempfehlungen aus den letzten Jahren wichtig. Die Ergebnisse stützen die US-amerikanischen Hypertonie-Leitlinien von 2018 mit dem Zielblutdruck von 130/80 mmHg. Die europäischen Empfehlungen gehen tendenziell in die gleiche Richtung, wenngleich auch weniger eindeutig.