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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

Ein 39-jähriger Mann litt seit vier Wochen unter zunehmenden abdominellen Schmerzen und Obstipation. Die körperliche Untersuchung einschließlich des Abdomens in der Notaufnahme war unauffällig, desgleichen die Bildgebung mit Ultraschall und CT. Wegen einer Anämie mit einem Hb-Wert von 12,5 g/dl (normal 14–17,5 g/dl) erfolgten eine Gastro- und eine Koloskopie, doch eine Blutungsquelle fand man nicht. Bei Verdacht auf eine Porphyrie entdeckte man erhöhte Werte für die Delta-Aminolävulinsäure von 545 μmol/d (normal < 49 μmol/d) im 24-Stunden-Urin, aber auch deutlich erhöhte Bleiwerte im Blut. Erst jetzt wurde man auf den blauschwarzen, Blei(II)-sulfid enthaltenden „Bleisaum“ im Zahnfleisch um die Zahnhälse aufmerksam — ein typisches Symptom der chronischen Bleivergiftung.

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Blauschwarzer „Bleisaum“ um die Zahnhälse.

© N Engl J Med. 20118;379;e35

Es stellte sich heraus, dass der Patient bereits seit zehn Jahren Opium kaute. Sein „Stoff“ enthielt 17 mg Blei pro Gramm Opium. Die Beimischung des Schwermetalls zu der Droge ist eine beliebte Methode, um das Gewicht vor dem Verkauf zu erhöhen.

Der Patient erhielt Chelat-Bildner, wurde zur regelmäßigen Mundpflege angehalten und beendete seinen Opiumkonsum. Bei einer Untersuchung sieben Monate später war er beschwerdefrei, der Bleisaum deutlich geringer ausgeprägt.