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Dr. med. J. H. Stupin Klinik für Geburtsmedizin, Charité —Universitätsmedizin Berlin

_ Im finnischen Vantaa wird seit 2016 eine Kohorte von 5.962 erstgebärenden Müttern im Alter ab 20 Jahren ohne präexistenten Diabetes beobachtet. Um Risikofaktoren und Auswirkungen eines Gestationsdiabetes mellitus (GDM) zu erforschen, wurden diverse Daten aus dem Geburtsregister und den Patientenakten erhoben. Von der Steuerverwaltung wurde außerdem das Einkommen zum Zeitpunkt der Geburt des Kindes und aus den beiden Jahren zuvor erfragt. Auch der Bildungsgrad der Frauen wurde erfasst.

Zum Zeitpunkt ihrer ersten Geburt waren die Frauen im Mittel 28,9 Jahre alt. Das mittlere jährliche Bruttoeinkommen lag bei 26.864 Euro. Es wurden fünf Einkommensgruppen von < 11.120 bis > 40.190 Euro gebildet.

Die GDM-Inzidenz im Gesamtkollektiv betrug 16,5%. Eine logistische Regressionsanalyse unter Berücksichtigung von Störfaktoren wie Alter, Rauchen und BMI ergab eine lineare, inverse Beziehung zwischen dem mütterlichen Einkommen vor der Geburt und dem Risiko, einen GDM zu entwickeln (p = 0,007). Auch zwischen Bildungsgrad und GDM-Inzidenz gab es einen solchen inversen Zusammenhang (p = 0,039).

KOMMENTAR

Der Zusammenhang von Einkommen, Bildungsgrad und GDM-Risiko wurde bereits vielfach untersucht. Ein großer Vorteil dieser Studie ist, dass das Einkommen direkt erfasst werden konnte und nicht anhand des Wohnorts überschlagen wurde. Weitere Vorteile sind die Größe und Homogenität des Kollektivs. Das wiegt Limitationen wie den Beobachtungscharakter oder die Erfassung der Daten aus Registern auf.

Die GDM-Inzidenz ist mit 16,5% hoch, korrespondiert aber mit dem allgemeinen Wert in Finnland. Je weniger Einkommen die Frauen hatten, desto höher waren die Raten von Adipositas vor der Schwangerschaft und Rauchen, auch wenn der BMI-Schnitt interessanterweise in allen Gruppen ähnlich war.

Frauen mit niedrigem Einkommen sollten vor und in der Schwangerschaft vermehrt unterstützt und beraten werden, um ihr GDM-Risiko zu senken.