_ Bei Frauen ist die Ursache von Brustschmerz häufiger eine mikrovaskuläre Erkrankung als bei Männern, bei denen die Artherosklerose mit Plaques in den großen Koronarien die klassische koronare Herzkrankheit charakterisiert.

So weisen Frauen häufiger als Männer mikrovaskuläre Spasmen als Ursache von Brustschmerz auf. Die Koronarien erscheinen in der Angiografie dann normal, wie Prof. Vera Regitz-Zagrosek, Direktorin des Instituts für Gender in der Medizin an der Charité in Berlin, berichtete. Erst bei Acetylcholingabe werden die Spasmen sichtbar. Das ist allerdings kein Standard und braucht den erfahrenen Untersucher.

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Auch koronare Dissektionen sind bei Frauen häufiger als bei Männern. Es scheint eine Östrogenabhängigkeit zu geben. Eine longitudinale Dissektion in einer einzigen Koronararterie ist in 40% aller Koronarsyndrome in der Schwangerschaft die Ursache für Angina-pectoris-Beschwerden. Diagnose- und Therapiestandards gibt es hier nicht.

Bei der Takotsubo-Kardiomyopathie resultieren Herzinfarkt-ähnliche Symptome aus einer abnormen, durch massiven psychischen Stress getriggerten Konstriktion des Herzens — „das Herz stranguliert sich selbst“, so Regitz-Zagrosek. 90% der Betroffenen sind Frauen. Bislang galt diese Érkrankung als sehr selten. Innerhalb von zwei Jahren wurden im deutschen Register allerdings dank größerer Aufmerksamkeit für diese Kardiomyopathie schon 300 Patienten identifiziert.

Die American Heart Association hat Empfehlungen für die Diagnosestrategie bei Verdacht auf Myokardinfarkt bei Frauen vorgeschlagen [1]. Diese sollten dringend an europäische Verhältnisse angepasst werden, forderte Prof. Regitz-Zagrosek.