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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Internist

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In ihren Rucksäcken sind nur Butterbrote.

© German-skydiver / Getty Images / iStock

_ Die Empfehlung, beim Sprung aus einem Flugzeug einen Fallschirm zu tragen, basiert im Wesentlichen auf Expertenmeinungen sowie der biologischen Plausibilität. Eine kontrollierte Studie aus den USA sollte nun wissenschaftliche Evidenz schaffen.

Im Lauf eines Jahres rekrutierte man 92 gesunde, erwachsene Passagiere von Linienmaschinen. 23 von ihnen willigten ein, für die Studie aus einem Flugzeug zu springen, wobei sie randomisiert entweder mit einem funktionierenden Fallschirm oder einer Fallschirmattrappe ausgerüstet waren. Da keine Linienflugzeuge verfügbar waren, wurden ein Doppeldecker und ein Hubschrauber eingesetzt. Innerhalb von fünf Minuten nach der Landung des Probanden wurden die Vitalparameter und eventuell aufgetretene Verletzungen anhand eines standardisierten Injury Severity Score festgestellt. Nach 30 Tagen wurden die Teilnehmer erneut untersucht.

Das mediale Alter der Probanden betrug 38 Jahre, 57% waren Männer. 13% hatten bereits Fallschirm-Erfahrung, 39% gaben Höhenangst an. Von den zwölf Probanden der Interventionsgruppe wurde der Fallschirm von keinem einzigen (0%) eingesetzt. In beiden Gruppen kam es nach der Landung zu keinerlei Todesfällen (0%) oder Verletzungen (0%). Somit ergab sich kein Vorteil des Einsatzes von Fallschirmen beim Sprung aus Flugzeugen.

Einschränkend geben die Autoren an, dass sich die Testsituation signifikant von den Verhältnissen in Linienmaschinen unterschied, v. a. hinsichtlich der mittleren Absprunghöhe (0,6 m vs. 9.146 m) und der Geschwindigkeit (0 km/h vs. 800 km/h).

KOMMENTAR

Die randomisierte, kontrollierte Studie gilt in der medizinischen Wissenschaft als Königsweg für die Gewinnung brauchbarer Erkenntnisse. Um sich diesen Adelstitel zu sichern, haben die Untersucher den methodischen Ansatz der Studie aufwändig gestaltet.

Die Ergebnisse beeindrucken in ihrer Eindeutigkeit. Zu loben ist auch der ehrliche Umgang der Forscher mit den Limitationen der Studie. Auch wenn Flugsicherheit eigentlich nicht zum Kernbereich der medizinischen Forschung gehört, können wir wohl davon ausgehen, dass sich die neuen Erkenntnisse bald in der Praxis niederschlagen und weltweit viel Geld für unnötige Ausrüstung gespart wird. So befreit die Wissenschaft Flugzeugbesitzer und Airlines aus dem Würgegriff der Fallschirm-Lobby.