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Prof. em. Dr. med. Dr. h. c. D. Reinhardt Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Haunerschen Kinderspital, München

_ Etwa 30% aller Säuglinge leiden in den ersten drei Lebensmonaten an Koliken mit exzessiven Schreiattacken und Unruhezuständen von mehr als drei Stunden an mehr als drei Tagen in der Woche. In einer verblindeten Fall-Kontroll-Studie aus den USA sollte nun untersucht werden, ob Trimenonkoliken mit einer Darmentzündung und/oder einer Dysbiose der bakteriellen Besiedlung des Darms einhergehen.

In die Studie wurden 37 Säuglinge mit Dreimonatskoliken im Alter zwischen 21 und 90 Tagen eingeschlossen. Da das männliche Geschlecht allgemein häufiger betroffen ist, war es in der Gruppe mit 17:10 überrepräsentiert. Die Kontrollgruppe mit gesunden Säuglingen wurde entsprechend im Verhältnis 20:8 zusammengestellt. Von allen wurde durch die Eltern über 48 Stunden eine Stuhlprobe gesammelt, in dem Calprotectin sowie das gesamte mikrobielle Spektrum bestimmt wurden.

Es ergab sich eine hoch signifikante Erhöhung des Calprotectinswerts in der Gruppe der Schreibabys (p < 0,001), und zwar unabhängig davon, ob die Kinder voll gestillt wurden (p < 0,001), Ersatzmilch erhielten (p < 0,002) oder gemischt ernährt wurden (p < 0,012).

Im Mikrobiom der Kinder mit Koliken fanden sich signifikant weniger Aktinobakterien, deren Hauptvertreter Bifidobacilli sind, während Acinetobacter und Lactobacillus iners vermehrt auftraten. Auch diese Unterschiede waren unabhängig von der Ernährung.

KOMMENTAR

Trotz der geringen Fallzahlen ergeben sich hoch signifikante Hinweise darauf, das Kinder mit Trimenonkoliken sowohl eine akute Darmentzündung als auch eine Veränderung der intestinen Mikroflora aufweisen. Da die Koliken nahezu schlagartig nach dem 3. Lebensmonat sistieren, ist wohl eher die Veränderung der Darmflora Ursache für die Entzündung und nicht umgekehrt.

Dass die Ernährung die Trimenonkoliken nicht beeinflussen kann, entspricht der allgemeinen Erfahrung. Es ergibt sich nun jedoch die Frage, ob die Substitution von Bifidobacilli die Dysbiose und die Entzündung reduzieren und somit eine Therapieoption von Trimenonkoliken darstellen könnte.