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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

_ Von 1996–2016 wurden 11.168 Fußballer im Alter von 15–17 Jahren untersucht. Alle hatten sich durch besondere Leistungen qualifiziert und wurden in der Kaderschmiede des englischen Fußballverbands auf eine Profi-Karriere vorbereitet. Sie mussten Fragen zu Krankheiten, Symptomen und Risikofaktoren beantworten und erhielten eine körperliche Untersuchung, ein EKG und eine Echokardiografie. Anomale Befunde führten zu einer weiteren kardialen Diagnostik. Die gesicherten kardialen Erkrankungen wurden unterteilt in solche, die mit einem plötzlichen Herztod assoziiert sind, und andere.

Ein Risiko für einen plötzlichen Herztod wurde bei 42 Sportlern (0,38%) gefunden. Ihnen wurde Leistungssport verboten. Weitere 225 Athleten (2%) mit kardialen Erkrankungen wurden fachärztlich betreut oder therapiert (z. B. Operation bei Septum- und Klappendefekten, Ablation bei Wolff-Parkinson-White-Syndrom) und durften Leistungssport treiben.

Während einer mittleren Beobachtungsdauer von 10,6 Jahren traten 23 Todesfälle ein. Die Autopsie ergab in acht Fällen (35%) eine kardiale Ursache, davon sieben Kardiomyopathien. Sechs dieser Jugendlichen hatten normale Ausgangsbefunde gehabt, zwei hatten das Sportverbot missachtet und waren bei intensiver Anstrengung verstorben.

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© Dmytro Aksonov / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Von den übrigen 15 Fußballern starben sieben durch Verkehrsunfälle, fünf an Malignomen, zwei an einer Drogenüberdosis und einer durch Suizid.

KOMMENTAR

Der plötzliche Herztod bei jungen Hochleistungssportlern während des Wettkampfs ist ein dramatisches Ereignis und führt regelmäßig zum Ruf nach Tauglichkeitsprüfungen. Dies ist wohl der Grund, warum der englische Fußballverband diese Langzeitstudie gesponsert hat. Allerdings lassen die hochkarätigen Autoren den Verband im Stich, denn sie beschreiben die Studiendaten mit höchster Sachlichkeit, ohne auch nur den Ansatz einer Bewertung der Daten und einer Empfehlung für die Praxis.

Der plötzliche Herztod bei leistungsstarken, engagierten Fußballern ist sehr selten: ein Ereignis pro 14.794 Personenjahre bzw. 6,8 Fälle pro 100.000 Athleten. In sechs von acht Fällen hat die kardiale Voruntersuchung keine Anomalie aufgedeckt. Nicht-kardiale Ursachen sind bei jungen Sportlern doppelt so häufig wie ein plötzlicher Herztod.

Die Kosten der Vorsorgeuntersuchung sind mit 102.800 US-Dollar für jeden entdeckten Risikoträger beträchtlich. Man darf gespannt sein, ob der englische Fußballverband die kardiale fachärztliche Eingangsuntersuchung für alle Aktiven zur Pflichtübung macht.