_ Medizinische Fachbegriffe gehen uns meist flüssig über die Lippen. Patienten haben da manchmal mehr Schwierigkeiten — und zwingen den Arzt zur Betätigung als Sprachdetektiv.

So überraschte mich ein Mann im mittleren Alter in der Sprechstunde mit der Mitteilung, er leide unter Konstipation. Ich spekulierte nach kurzem Nachdenken, dass er verstopft sei, was er bejahte. Zur Erklärung fügte er hinzu, dass seine Freundin Zahnärztin sei und er sich immer bemühe, sich ebenfalls gewählt auszudrücken. Um sein Streben nach Sprachbildung zu unterstützen, wagte ich ihm zu erklären, dass der von ihm gewählte Begriff aus dem Englischen stammt und dort anders ausgesprochen wird und das lateinische Wort im medizinischen Sprachgebrauch Obstipation heißt.

Ein anderer Patient aus einer betreuten Einrichtung, ohne Fremdsprachenkenntnisse, extrem adipös, Spinalkanalstenose mit den typischen, beim Laufen zunehmenden Schmerzen in den Beinen, verblüffte mich mit einer aus dem Englischen stammenden Abkürzung. Er teilte mir seine Vermutung mit, dass er unter „SMS“ leide: „Sie wissen schon: diese fortschreitende Nervenkrankheit!“