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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

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Mit der Zigarette beschwört der Diabetiker Gevatter Tod.

© Sarbadal / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

_ Das Risiko für vorzeitigen Tod und schwere kardiovaskuläre Erkrankungen ist bei Menschen mit Typ-2-Diabetes auch heute noch 2- bis 4-mal höher als in der Allgemeinbevölkerung. In einer Kohortenstudie wurde nun der Effekt diverser Therapiemaßnahmen untersucht. Aus dem nationalen schwedischen Diabetesregister wurde eine Verumgruppe aus 271.174 Patienten ohne schwere kardiale und renale Vorerkrankungen gebildet. Die Kontrollgruppe bestand aus 1.355.870 Menschen von gleichem Alter, Geschlecht und Herkunft ohne Diabetes.

Als Risikofaktoren wurden ein HbA1c-Wert ≥ 7,0%, ein Blutdruck ≥ 140/80 mmHg, Mikro- und Makroalbuminurie, Rauchen und ein LDL-Cholesterin-Wert ≥ 2,5 mmol/l definiert. Während der medianen Beobachtungszeit von 5,7 Jahren ereigneten sich 175.345 Todesfälle, ferner 46.055 Herzinfarkte, 46.618 Schlaganfälle und 48.712 stationäre Aufnahmen wegen Herzinsuffizienz.

Erwartungsgemäß stieg bei den Diabetikern das Risiko für Tod und alle kardiovaskulären Komplikationen mit der Zahl der Risikofaktoren und dem Alter. Waren alle Risikofaktoren vorhanden, war das Risiko um das 3- bis 10-Fache höher als in der Kontrollgruppe. Dagegen hatten jene Diabetiker, die bei allen fünf Risikofaktoren im „grünen Bereich“ lagen, allenfalls ein marginal erhöhtes Risiko, nämlich +6% für Tod, −16% für Herzinfarkt und −5% für Schlaganfall. Nur stationäre Aufnahmen wegen Herzinsuffizienz waren mit +45% signifikant häufiger. Stärkster Prädiktor für Herzinfarkt und Schlaganfall war ein hoher HbA1c-Wert, für den Tod das Rauchen.

KOMMENTAR

Die methodisch zuverlässige, aussagekräftige Studie ist geeignet, die auf vielfachen Enttäuschungen beruhende Mutlosigkeit und Trägheit bei der Behandlung von Diabetikern zu überwinden. Bleiben die Risikofaktoren von Anfang an im grünen Bereich, sind Lebenserwartung und typische Diabetesfolgen nicht anders als in der Allgemeinbevölkerung. Dies ist gleichermaßen bedeutsam für Ärzte und Patienten, beweist es doch den möglichen Nutzen einer konsequenten, aggressiven Therapie bis hin zu einer Risiko-Normalisierung.