_ Der Kumpel meines Sohnes suchte die Sprechstunde auf. Nur zu mir wolle er! Nicht zu einem meiner angestellten Ärzte. Zur Chefin! Solche Wünsche werden vom Personal selbstverständlich respektiert.

Es erschien ein junger, hübscher und sehr gepflegter Mann. Es ging um delikate Angelegenheiten, und da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder mutig mit der Tür ins Haus fallen oder herumdrucksen und -eiern, bis Arzt das Stichwort findet.

Dieser Bube fiel ins Haus. „Frau Doktor, ich habe da etwas am Penis. Es brennt und es wächst.“ Ich schritt natürlich zur Inspektion. Die Überweisung mit Termin zum Facharzt dauert einfach zu lange — und zu welchem überhaupt? Urologe? Dermatologe?

Also raus mit dem Corpus delicti! Und so enthüllte der junge Mann sein Gemächt. Zu sehen war erst einmal nichts Krankhaftes. Ich sagte, er solle die Vorhaut zurück ziehen — und siehe da, es zeigte sich ein Kranz herrlichster Papeln um die Eichel. Dazu ein Herpes. Also reichlich Desinfektion und wieder ab in die Hose mit dem Liebesspender. Ich initiierte das Übliche: Labor, Abstrich, Rezept, Aufklärung, Wiederbestelltermin, Überweisung zum Dermatologen.

Nach acht Wochen erschien der junge Mann erneut. Diesmal entblößte er sein bestes Stück unaufgefordert: Herpes weg, Papeln alle in Reih und Glied anwesend. Der Hautarzt hätte eine Probe entnommen; es sei nicht krankhaft, eine Spielart der Natur. Und da rutschte mir heraus: „Na das wird ja die Frauen erfreuen!“ Ich meinte es ernst. An den Dildos im Prospekt sind doch auch so Noppen aus Plaste dran. Ich musste feixen.

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© baytunc / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Daraufhin lockerte sich die Anspannung im Zimmer und der Mann fragte ehrlich interessiert: „Merkt das denn die Frau?“ Ich hatte es nicht anders verdient. Ganz ehrlich antwortete ich, dass ich es nicht wüsste: „Ich hatte noch nie solch einen Mann.“ Eine bessere Aufklärung konnte diese reife Frau einem 22 Jahre jüngeren Mann leider nicht bieten.