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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

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Zungennekrose bei Riesenzellarteriitis.

© N Engl J Med. 2018;378:2517

Eine 86-jährige Frau klagte seit 15 Tagen über Müdigkeit, Kopfschmerzen und Schluckbeschwerden. Sie nahm außer ASS keine Medikamente ein. Die Leukozytenzahl war auf 14.950/μl, die BSG auf 120 mm/h erhöht. Bei dieser Konstellation vermuteten die Kollegen eine Riesenzellarteriitis, obwohl die Temporalarterien beidseits unauffällig waren. Nach einer Biopsie beider Temporalarterien leiteten sie die Therapie mit einem Glukokortikoid ein, noch bevor die Histologie die Verdachtsdiagnose bestätigte.

Nach acht Tagen kam die Patientin notfallmäßig wegen Zungenschmerzen zurück in die Klinik. An der rechten Seite der Zunge sah man einen großflächigen nekrotischen Defekt. Ein zervikofaziales CT mit Kontrastmittel zeigte eine komplette Thrombose der rechten Arteria lingualis, eine seltene Lokalisation der Riesenzellarteriitis. Die Anfangsbeschwerden verschwanden zwei Wochen nach Beginn der Steroidtherapie, die Zungennekrose nach zwei weiteren Wochen.

Die Riesenzellarteriitis befällt häufig die A. temporalis und wird deswegen auch Arteriitis temporalis genannt. Prinzipiell ist jedoch der Befall aller Arterien möglich.