_ Ein Vater kam mit seinem 14-jährigen Sohn als „Notfall“ in die Sprechstunde. Nach den Beschwerden gefragt, meinte der Teenager lakonisch, er habe Halsschmerzen. Gleich mischte sich der Vater ein und forderte den Junior auf, „richtig“ zu erzählen. Er ergänzte dann sofort selbst, der Junge habe ihn nachts geweckt, weil er Blut gespuckt habe.

Nach der genauen Beschreibung gefragt, berichtete jetzt wieder der Sohn, er habe nachts wie so oft Durst gehabt und nach dem Trinken eines Glases gekühlter Cola „spucken“ müssen. Ob das nun Husten oder Erbrechen war, konnte er nicht genau sagen, jedenfalls habe er nach vollendeter Tat im Waschbecken Blutfäserchen entdeckt.

Die beiden waren mir schon bekannt. Konsultationsanlässe waren oft Bauchschmerzen, für die sich kein somatisches Korrelat finden ließ und die zu häufigen Fehltagen in der Schule führten. Ich versuchte es mit gesundem Menschenverstand und regte an, statt Cola eine Weile Kräutertee zu trinken.

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Brause-Power für schulische Leistungen!

© Juanmonino / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Da stöhnte der Vater auf und vergrub den Kopf in den Händen. Verblüfft fragte ich, ob er darin ein Problem sehe. Sein Erwiderung machte mich sprachlos: Wenn der Junge jetzt auch keine Cola mehr trinken dürfe, sehe er schwarz, was dessen Motivation v. a. für die Schule betreffe. Sein Sohn esse ja nicht einmal Süßigkeiten! Cola sei deshalb das einzige, was ihn mit dem notwendigen Zucker versorge, damit er geistig leistungsfähig bliebe.

Ich wusste gar nicht, wo ich hier anfangen sollte, mit Fehlannahmen aufzuräumen. Eine Mammutaufgabe!