_ Mehrere Krankenkassen bringen zurzeit elektronische Gesundheitsakten als Handy-App auf den Markt. Dies gilt aktuell insbesondere für die digitale Akte Vivy, die von der DAK, IKK classic, IKK Südwest, einer Reihe von Betriebskrankenkassen und den drei privaten Versicherern Allianz, Gothaer und Barmenia angeboten wird. Die Versicherten können in der App nicht nur persönlich erhobene oder von den Krankenkassen bereitgestellte Daten bündeln, sondern auch Arztbriefe, Befunde oder Labordaten.

MMW-KOMMENTAR

Da alle niedergelassenen Ärzte vom Anbieter angeschrieben und über diesen Service informiert werden sollen, hat die KBV ein Informationsblatt herausgegeben. Darin betont sie, dass die Vertragsärzte nicht die Pflicht haben, diese z. T. umfangreichen Daten auszuwerten oder zu nutzen. Es handele sich um elektronische Gesundheitsakten nach § 68 SGB V, die allein dem Informationsrecht des Patienten dienen.

figure 1

Volle Transparenz — bisher der Traum weniger Patienten.

© AndreyPopov / Getty Images / iStock

Die KBV stellt auch fest, dass der Datenschutz entgegen der Mitteilung des Anbieters keineswegs gesichert sei. Im Internet kursieren demnach bereits Berichte, wonach zahlreiche individuelle Informationen des Patienten bei der Nutzung von Vivy erhoben und mit Dritten ausgetauscht würden. Auch gehe aus der Datenschutzerklärung und den Begleitunterlagen zur App nicht hervor, inwieweit auch Daten der Arztpraxis an Dritte weitergegeben werden könnten.

Übermittelt werden Arztbriefe, Befunde oder Labordaten aus der Praxis per Web-Upload über einen Link. Ein sicherer Versand direkt aus dem Praxisverwaltungssystem sei aber erst möglich, wenn z. B. die Schnittstelle von KV-Connect Mobile genutzt werden kann. Die KBV betont, dass derartige elektronische Patientenakten erst ab 2019 realisierbar seien. Tatsächlich werden die Krankenkassen sie ihren Versicherten in Zukunft zur Verfügung stellen müssen. So will es das E-Health-Gesetz, konkret § 291a Abs. 3 Nr. 4 SGB V.

Ärgerlich ist, dass Vivy nach eigenen Angaben Patienten informieren will, wenn Ärzte einer Dokumentenanfrage nicht nachkommen oder generell nicht von Vivy kontaktiert werden wollen. Unnötige Diskussionen in der Praxis, die zu einer Beeinträchtigung der eigentlichen Patientenversorgung führen, sind damit programmiert!