_ Weil in der Gegend keine Aussicht auf einen Parkplatz bestand, hatte mich mein Lieblingskollege zu einer jungen Frau gefahren, die nach einer Fehlgeburt viel Blut verloren hatte und zu schwach war, um für eine Krankmeldung in die Praxis zu kommen. Ich entstieg dem Auto und war noch keine drei Schritte gelaufen, als ich eine schnarrende Stimme vernahm: „Hier dürfen Sie nicht stehenbleiben!“

Ich traute meinen Augen kaum: Gleich drei Stadtsheriffs belagerten das Auto! „Ich bin Ärztin und mache einen Hausbesuch!“, herrschte ich die Gesetzeshüter an. Dann schnappte ich mir den Jüngsten und verdonnerte ihn dazu, mir bei der Suche des Hauses zu helfen. Doch das gelang auch mit dem verdatterten Jungsheriff nicht sofort.

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„Fahren Sie augenblicklich das Auto weg!“

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In der Zwischenzeit diskutierten und gestikulierten mein Fahrer und der Chefsheriff. „Nicht gut“, dachte ich, und erinnerte mich an gewisse Bud-Spencer-Filme, in denen Problemen stets nonverbal gelöst wurden.

Ich kam mit meinem Begleiter ins Gespräch. „Sie machen tatsächlich noch Hausbesuche?“, wunderte er sich. Ich bejahte, schleuderte ihm aber sogleich entgegen, dass ich das bald einstellen würde, wenn ich weiter so blockiert würde. Schließlich fanden wir das Haus — und dort stellte er mir die Frage aller Fragen: „Wo ist denn Ihre Praxis?“

Als ich fertig war, fand ich meinen Fahrer samt Auto in einer Seitenstraße. Er war allein, die Sheriffs waren verschwunden. Keiner war im Krankenhaus gelandet. Dafür haben wir drei neue Patienten, die es toll finden, dass Ärzte noch Hausbesuche machen.