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Dr. phil. R. Glöckl Fachzentrum Pneumologie, Schön Klinik Berchtesgadener Land, Schönau am Königssee

_ Mit einer Langzeitstudie sollten die Auswirkungen von professionellen Reinigungsarbeiten sowie regelmäßigen Reinigungsarbeiten im eigenen Haushalt auf die Lungenfunktion und die Atemwegsobstruktion ergründet werden. Im European Community Respiratory Health Survey (ECHRS) wurde dafür eine populationsbasierte Kohorte zu drei Zeitpunkten innerhalb von 20 Jahren befragt. Einbezogen wurden 6.230 Teilnehmer aus 22 Studienzentren in sieben europäischen Ländern.

Es zeigte sich ein geschlechtsspezifischer Unterschied. Die Einsekundenkapazität (FEV1) von Frauen, die zu Hause für das Putzen verantwortlich waren, nahm signifikant stärker ab als die der nicht putzenden Frauen (22,1 vs. 18,5 ml/Jahr, p = 0,01). Auch bei der forcierten Vitalkapazität (FVC) zeigte sich ein stärkerer Rückgang (15,9 vs. 8,8 ml/Jahr, p = 0,002). Dabei spielte es keine Rolle, ob Reinigungssprays oder andere Substanzen zum Einsatz kamen.

Bei Männern hingegen waren Reinigungsarbeiten nicht signifikant mit einer Verschlechterung der Lungenfunktion assoziiert. Weder FEV1 und FVC noch die Prävalenz von Atemwegsobstruktionen wurden beeinflusst.

KOMMENTAR

Reinigungsmittel mit Inhaltsstoffen wie Ammoniak oder Bleichmittel reizen die Schleimhäute der Atemwege und können dort entzündliche Reaktionen auslösen. Nun wurden erstmals die Langzeiteffekte auf die Lungenfunktion objektiv mittels Spirometrie gemessen. Dabei ist v. a. der signifikante Abfall der FVC wichtig. Der FVC-Verlauf ist bei Erwachsenen ohne chronische Atemwegs- oder Lungenkrankheiten eng mit dem Mortalitätsrisiko assoziiert.

Es machte in der Studie keinen Unterschied, ob man — mindestens einmal pro Woche — im eigenen Haushalt putzte oder täglich als Reinigungskraft arbeitete. Es scheint also bereits eine geringe Exposition gegenüber Reinigungsmitteln einen negativen Effekt zu haben, der sich nicht exponenziell fortsetzt.

Überraschenderweise war es hinsichtlich der Lungenfunktion auch egal, ob flüssige Reinigungsmittel oder ein Spray verwendet wurden. Scheinbar werden bei beiden Varianten ähnlich reizende Dämpfe eingeatmet.