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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

_ Für eine Langzeitstudie wurden 3.307 Norweger im Alter ab 20 Jahren im Zustand nach Myokardinfarkt mit Angina pectoris rekrutiert. 1.038 waren Frauen. In den Jahren 1985, 1996, 2007 und 2014 wurden körperliche Aktivität, BMI, Diabetes mellitus, gesundheitliches Befinden, Blutdruck, Rauchgewohnheiten und Alkoholkonsum erfragt oder untersucht. Unter Berücksichtigung aller Einflussfaktoren wurden das Gesamtsterberisiko und das Risiko für kardialen Tod in Abhängigkeit von körperlicher Aktivität und BMI errechnet.

Ein Gewichtsverlust, d. h. eine Abnahme des BMI um mehr als 0,1 kg/m2 pro Jahr, ging mit einer signifikant um 30% erhöhten Gesamtmortalität einher — allerdings nur bei zu Studienbeginn Normalgewichtigen. Andererseits beeinflusste eine Gewichtszunahme um mehr als 0,1 kg/m2 pro Jahr die Mortalität nicht (−3%). Das Sterberisiko körperlich aktiver Probanden lag unter jenem der Inaktiven, und zwar um 19% bei mäßiger und um 36% bei intensiver Betätigung. Die Ergebnisse für die kardial bedingte Mortalität entsprachen denen der Gesamtsterblichkeit.

KOMMENTAR

Zu den Standardempfehlungen für KHK-Patienten zählen Gewichtsabnahme und körperliche Aktivität. Die Studie liefert neue, wichtige Informationen zur Frage, ob langfristig über fast drei Jahrzehnte Änderungen des Körpergewichts und der körperlichen Aktivität wirksam sind, also die Lebenserwartung der Patienten verlängern.

Die Ergebnisse bestätigen wieder einmal zahlreiche Studien und Metaanalysen, die das schwer deutbare Adipositas-Paradoxon beschreiben: Übergewichtige und adipöse KHK-Patienten haben eine niedrigere Gesamtsterblichkeit und ein niedrigeres Risiko für einen kardialen Tod als normalgewichtige. Die lange Beobachtungsdauer macht es unwahrscheinlich, dass unerkannte, schwere Begleiterkrankungen der Probanden für das Phänomen verantwortlich sind.

Andererseits verringern sich mit steigender körperlicher Aktivität „dosisabhängig“ und deutlich die Sterblichkeit und die kardiale Mortalität.