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Prof. em. Dr. med. Dr. h. c. D. Reinhardt Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Haunerschen Kinderspital, München

_ Atemwegsinfekte sind weltweit verantwortlich für eine hohe Morbidität und Mortalität. In einer internationalen Studie sollte untersucht werden, ob und in welchem Ausmaß bei Kindern eine allergische Grunderkrankung mit einer erhöhten Prävalenz von Atemwegsinfekten verbunden ist.

Um diese Frage zu untersuchen, wurden die Eltern von 531 Kindern im Alter von 0–15 Jahren befragt. Das mittlere Alter der Kinder lag bei 7,43 Jahren, 52,2% waren weiblich. Alle Eltern füllten den Fragebogen der International Study of Asthma and Allergy in Childhood (ISAAC) aus, außerdem einen weiteren Fragebogen zur Häufigkeit von Atemwegsinfektionen und zum Gebrauch von Antibiotika.

Die Studie konnte zeigen, dass Kinder mit Asthma bronchiale ein 2,47-fach erhöhtes Risiko für rezidivierende Atemwegsinfekte hatten. Eine allergische Rhinitis war mit einem 1,61-fach erhöhten Risiko verbunden. Die Kinder mit Asthma erhielten im Rahmen solcher Infekte 5,32-mal häufiger Antibiotika als Kinder ohne Grunderkrankung. Kinder mit allergischer Rhinitis erhielten 1,64-mal häufiger Antibiotika.

KOMMENTAR

Der ISAAC-Fragebogen ist international etabliert, aber eine Reihe von Punkten wie die nähere Charakterisierung der allergischen Erkrankung oder die spezifischen Erreger bleiben offen.

Dennoch lassen sich aus den Daten therapeutische Implikationen ableiten. Zum einen unterhalten Allergien ein hyperreagibles Bronchialsystem. Dies ist sicherlich mit verantwortlich für eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Infekten. Zum anderen werden rezidivierende Atemwegsinfekte von Viren ausgelöst. Als Therapieempfehlung ergäbe sich daher, im Rahmen eines Infekts die antiinflammatorische Therapie z. B. mit topischen Glukokortikoiden zu forcieren.

Kritisch hinterfragt werden muss auch die Praxis, Kindern mit einer allergischen Atemwegserkrankung bei Infekten häufiger ein Antibiotikum zu geben.