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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

_ Das englische Register THIN enthält die Daten von 14 Millionen Patienten aus 640 Praxen im Zeitraum 2000–2016. Für eine retrospektive Kohortenstudie wurden Personen selektiert, die noch nie einen Schlaganfall oder eine TIA erlitten haten. Drei Gruppen wurden gebildet: 22.266 Patienten ohne VF, 15.059 mit VF und 11.159, die nach einem dokumentierten VF innerhalb des Beobachtungszeitraums mindestens ein Jahr lang wieder im Sinusrhythmus waren.

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Er ist wieder im Sinusrhythmus — bedeutet das Entwarnung?

© JazzIRT / Getty Images / iStock

Bei der Auswertung der Daten wurden Einflussgrößen wie Risikofaktoren, Begleiterkrankungen und medikamentöse Therapien berücksichtigt. Die wichtigsten Ergebnisse lauten:

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    Wenn nach einem VF dauerhaft oder zeitweise der Sinusrhythmus wiederhergestellt werden kann, sind das Schlaganfallrisiko um 24% und die Mortalität um 40% geringer als bei Patienten mit dauerhaftem VF.

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    Im Vergleich zu Patienten ohne jegliches VF bleiben Schlaganfall- und Mortalitätsrisiko bei einer Normalisierung des Herzschlags nach VF allerdings um 63% bzw. 12% erhöht.

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    Selbst wenn nicht nur zeitweise, sondern dauerhaft der Sinusrhythmus wiederhergestellt wird, ist das Schlaganfallrisiko um 45% erhöht.

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    Wenn nach erfolgreicher Rhythmuskontrolle einmal oder mehrmals VF-Rezidive auftreten, verdoppelt sich das Schlaganfallrisiko im Vergleich zu Patienten im Sinusrhythmus.

KOMMENTAR

Die Studie zeigt deutlich, dass Patienten auch nach spontaner und durch Antiarrhythmika, Kardioversion oder Ablation erzielter einstweiliger oder dauerhafter Rhythmuskontrolle mit einem erhöhten Schlaganfall- und Mortalitätsrisiko belastet sind. Die Leitlinien zur Antikoagulation sind hier uneinheitlich und widersprüchlich. Der britische National Health Service plädiert dafür, diese Patienten „aus dem Register zu streichen“. Tatsache ist, dass VF-Rezidive häufig sind und selbst nach Ablation langfristig bei 80% liegen. Viele Patienten bemerken ein erneutes VF gar nicht.

Intermittierendes VF wird durch gelegentliche EKG und vielfach auch durch Langzeit-EKG nicht zuverlässig erkannt.

Es gibt also gute Gründe, die Antikoagulation bei Patienten mit VF aus kardiovaskulären Ursachen auch nach Rhythmuskontrolle fortzuführen.