Schäden durch Medikamentennebenwirkungen und schlechte Therapieadhärenz sind gerade bei älteren Patienten ein großes und volkswirtschaftlich relevantes Problem. Ärzte um Nikesh Parekh von der Brighton and Sussex Medical School in East Sussex schätzen, dass allein in Großbritannien jährlich 530 Millionen Pfund (600 Millionen Euro) für Klinikaufenthalte ausgegeben werden, die durch Medikamentenschäden verursacht wurden — und daher vermeidbar wären. Meist handelt es sich dabei um multimorbide ältere Patienten unter Polypharmazie.

Um zu ergründen, wie gut Krankenhausärzte das Risiko solcher Schäden einschätzen können, verfolgten die Forscher das Schicksal von 1.066 Patienten im durchschnittlichen Alter von 82 Jahren, die zwischen 2013 und 2015 an fünf Kliniken behandelt worden waren. Alle konnten acht Wochen nach Entlassung von erfahrenen Pharmakologen befragt werden.

Derweil sollten die entlassenden Klinikärzte per Fragebogen die Wahrscheinlichkeit für einen erneuten Krankhausaufenthalt und die Inanspruchnahme anderer medizinischer Leistungen im Zusammenhang mit Medikationsproblemem einschätzen.

Mehrheitlich schlechte Prognosen

Die Auswertung ergab, dass knapp 30% der Patienten aufgrund von möglichen, wahrscheinlichen oder sicheren medikationsbezogenen Problemen ärztliche Hilfe suchen mussten. Nur bei zwei Dritteln dieser Patienten hatten die Klinikärzte dies vorhergesagt.

Noch weniger treffsicher waren sie bei den Patienten, die keine Probleme hatten: Nur etwa einem Drittel von ihnen hatten die Ärzte eine positive Prognose ausgestellt.

Mögliche Gründe für die geringe Prognosekraft der Ärzte sehen die Forscher in einem geringen pharmakologischen und therapeutischen Wissen. Es könnte ein Problem sein, dass die Entlassung von Patienten vielfach dem medizinischen Nachwuchs übertragen wird.

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Medikamente aus der Klinik: Oft lohnt ein prüfender Blick.

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