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Prof. Dr. med. Dr. phil. S. Evers Klinik für Neurologie, Krankenhaus Lindenbrunn

_ Dem nationalen dänischen Patientenregister von 1995–2013 wurden die Daten von 51.032 Menschen mit Migräne und zehnmal so vielen Kontrollpersonen entnommen. Die Auswertung ergab, dass Migräne über eine Zeit von 19 Jahren mit dem Auftreten von Herzinfarkt, Schlaganfall, Thrombosen und Arrhythmien assoziiert war. 25 von 1.000 Migränepatienten hatten einen Herzinfarkt, in der Kontrollgruppe waren es nur 17. Ischämische Schlaganfälle erlitten 45 von 1.000 Migränikern und nur 25 von 1.000 Kontrollpatienten. Die Zusammenhänge blieben nach der Berücksichtigung von Risikofaktoren wie dem BMI und dem Rauchen bestehen.

Alle Assoziationen, insbesondere jene mit Schlaganfällen, waren im ersten Jahr nach der Diagnose bei Patienten mit einer Migräneaura stärker. Außerdem traten sie bei Frauen häufiger auf als bei Männern.

Für periphere Arteriosklerose und Herzversagen konnte kein Zusammenhang festgestellt werden.

KOMMENTAR

Diese Untersuchung ist eine Beobachtungsstudie. Aus diesem Grund können keine eindeutigen Schlussfolgerungen über Ursache und Wirkung getroffen werden. Unbekannte Faktoren, z. B. die körperliche Aktivität, könnten die Ergebnisse beeinflusst haben. Allerdings sind die sehr große Stichprobe und die lange Zeit der Nachuntersuchung Stärken der Studie.

Sollten nun Patienten mit Migräne Gerinnungshemmer einnehmen? Aktuelle Leitlinien empfehlen dies nicht, und ohne prospektive Studien kann die Frage auch nicht beantwortet werden. Und auch nach solchen Studien könnte eine Nutzen-Risiko-Abwägung zeigen, dass eine Primärprävention bei Migräne nicht sinnvoll ist.