Adipöse Patienten befürchten oft, dass sie nach dem Sport mehr essen und die belastungsinduzierte Gewichtsabnahme konterkariert wird. Nun häufen sich Studien, die zeigen, dass dies nicht stimmt.
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_ Für eine Studie wurden 22 normalgewichtige Erwachsene (BMI-Schnitt: 22,4 kg/m2) 25 Übergewichtigen bzw. Adipösen (BMI-Schnitt 29,2 kg/m2) gegenübergestellt. Morgens um 9 Uhr absolvierten sie eine einstündige Belastung auf einem Laufband bei 60% der maximalen Sauerstoffaufnahme. Um 10.30 und um 13 Uhr nahmen sie eine Standardkost mit 577–749 kcal zu sich, wobei die Männern 11% mehr Kalorien aufnahmen als die Frauen. Nachmittags um 16 Uhr durfte man ad libitum Brot, Bananen, Äpfel, Margarine, Marmelade, Schinken, Käse, Thunfisch, Mayonnaise, Chips, Schokolade, Zerealien und Muffins essen. Zu verschiedenen Zeiten wurde Blut abgenommen.
Im Vergleich zu einem Kontrolltag ohne Belastung am Morgen nahm der mit Fragebögen beurteilte Appetit in beiden Gruppen ab. Die Spiegel der Sättigungshormone GLP-1 und Peptid YY stiegen, während jener des hungerauslösenden Hormons Ghrelin fiel. Alle Effekte fielen bei den Übergewichtigen und Adipösen stärker aus als bei den Normalgewichtigen. Die Energieaufnahme um 16 Uhr war in den beiden Gruppen ähnlich — und zwar um 83–93 kcal niedriger als am Kontrolltag ohne Belastung.
KOMMENTAR
Die Studie zur Anpassung von Mechanismen der Hunger-Sättigungs-Regulation und der Energieaufnahme nach einer einmaligen mittleren Belastung über eine Stunde zeigt:
-
1.
Nach der Belastung essen Personen mit verschiedenen BMI-Werten weniger; es erfolgt keine Kompensation für den Energieverbrauch zuvor.
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2.
Die Konzentration der Hormone, die die Sättigung stimulieren, steigt nach Belastung und Nahrungsaufnahme bei Übergewichtigen und Adipösen stärker an als bei Normalgewichtigen, jene des Hunger-Appetit-Hormons Ghrelin fällt stärker ab.
Andere Untersuchungen zeigen, dass die Energieaufnahme nur bei sehr starker Belastung mit hohem wöchentlichem Energieverbrauch etwas erhöht wird, ohne jedoch den Energieverbrauch voll zu kompensieren.
Fazit: Wer durch vermehrte Bewegung abnehmen will, sollte keine Angst haben, dass er sich die verbrauchten Kalorien danach wieder hereinfuttert.
Literatur
Douglas JA, King JA, Clayton DJ et al. Acute effects of exercise on appetite, ad libitum energy intake and appetite-regulatory hormones in lean and overweight/obese men and women. Int J Obes. 2017;41:1737–44
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Wirth, A. Sport ist gar kein Hungertreiber. MMW - Fortschritte der Medizin 160, 28 (2018). https://doi.org/10.1007/s15006-018-0616-8
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DOI: https://doi.org/10.1007/s15006-018-0616-8