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Konfluierende Bläschen bei Herpes zoster. Das will man nicht erleben!

© Wollina

_ Herpes zoster per se sowie die häufig darauf folgende Post-Zoster-Neuralgie (PZN) ist besonders für Menschen der Altersgruppe 70+ eine Gefahr. Seit 2013 steht in Deutschland zwar ein Impfstoff in Form einer attenuierten Lebendvakzine zur Verfügung.

Dieser hat jedoch den Nachteil eines mit zunehmendem Alter schwächer ausgeprägten Schutzes: Die Wirksamkeit sinkt Studien zufolge von 70% bei 50- bis 59-Jährigen auf 41% in der Gruppe der 70- bis 79-Jährigen. Bei den noch Betagteren werden kaum mehr 20% erreicht. Zudem konnte gezeigt werden, dass die Wirkung bei geimpften Personen relativ schnell nachlässt.

Die STIKO hat aus diesem Grund bislang davon abgesehen, eine allgemeine Impfempfehlung für den Lebendimpfstoff auszusprechen. „Dort, wo er eigentlich wirken sollte, hat er zu wenig Wirkung entfaltet“, kritisierte der STIKO-Experte Prof. Fred Zepp, Universitätsmedizin Mainz, auf dem Praxis-Update 2018 in München.

Neuer Totimpfstoff mit hochpotentem Adjuvans

Eine laut Zepp „nachhaltig verbesserte Möglichkeit der Zoster-Prävention“ erwartet man sich nun von einer erst kürzlich zugelassenen Vakzine: Dabei handelt es sich um einen Totimpfstoff aus einem Strukturprotein von Varicella zoster, dessen Wirksamkeit gegenüber dem alten Lebendimpfstoff vor allem durch die Kombination mit hochpotenten Adjuvanzien deutlich verbessert ist.

Impfstoffwirksamkeit bei fast 90%

Die beiden Zulassungsstudien ZOE-50 und ZOE-70 mit rund 16.000 bzw. 15.000 Teilnehmern im Alter über 50 bzw. über 70 Jahre haben dies bestätigt: Wie die Ergebnisse zeigen, betrug die Impfstoff-Wirksamkeit gegen Herpes zoster bei den über 70-Jährigen insgesamt 89,8%. Laut Zepp blieb die Schutzrate über das gesamte Altersspektrum stabil, sie betrug bei den 70- bis 79-Jährigen 90,0% und bei den über 80-Jährigen immer noch 89,1%.

Zusätzlich war die Substanz mit der Bezeichnung HZ/su in der Lage, mit einer Wirksamkeit von 88,8% bei Patienten über 70 der Entwicklung einer PZN vorzubeugen. Zepp zeigte sich beeindruckt: „Es gibt kaum Impfstoffe, die eine so ungeheure Performance aufweisen!“

Impfschutz hält mindestens zehn Jahre an

Langzeitdaten scheinen den Erfolg zu bestätigen: In Nachbeobachtungen über mittlerweile bis zu zehn Jahre war der Wirksamkeitsverlust gering, selbst bei betagten Impflingen. Und es gibt noch einen weiteren Vorteil: Da es sich um einen Totimpfstoff handelt, kann er, anders als die ältere Zoster-Vakzine, auch bei Menschen mit geschwächter Immunabwehr, also z. B. Patienten mit Leukämie oder HIV, eingesetzt werden.

Problemlos möglich ist zudem die Kombination mit anderen Impfstoffen, z. B. den neuen quadrivalenten Influenza-Impfstoffen, den Pneumokokken- oder DTP-Impfstoffen.

Die STIKO wird in absehbarer Zeit auf die Neuentwicklung reagieren: Zepp stellte eine „allgemeine Impfempfehlung für Menschen über 50 oder über 60 Jahre“ für spätestens nächstes Jahr in Aussicht. Die Zulassung für Europa erfolgte bereits im März. Seit April 2018 ist der Impfstoff in deutschen Apotheken erhältlich.

Patienten über Impfreaktionen informieren

Impflinge sollte man laut Zepp darauf aufmerksam machen, dass HZ/su deutlich häufiger zu lokalen Reaktionen in Form von Schmerzen, Rötungen oder Schwellungen führt als die üblicherweise in der Altersgruppe eingesetzten Impfstoffe: „Das ist der Preis für das Adjuvans“, sagte der Experte.