_ Ein mir bisher nicht bekannter junger Mann stellte sich mit der Schilderung einer BWS-Blockade bei mir vor. Dabei war es ihm offenbar besonders wichtig, wobei er sich diese zugezogen hatte — nämlich beim „Zusammentreffen“ mit seiner Freundin, wie er mir mit einem vielsagenden Blick offenbarte.

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Immer schön vorsichtig, Casanova!

© PeopleImages / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Ich begann, auf das Beschwerdebild einzugehen, wurde jedoch relativ schnell mit dem Hinweis unterbrochen, dass sich diese Schmerzen bereits von selbst verabschiedet hatten. Nun stand ein neues Problem im Vordergrund. Seit ein paar Tagen bestand ein ausgeprägter LWS-Schmerz mit radikulärer Symptomatik.

Nach ausführlicher Anamnese und Untersuchung erläuterte ich das weitere Vorgehen bezüglich der Diagnostik, dem Hinzuziehen eines Facharztes sowie der medikamentösen und physikalischen Therapie. Auch die mögliche Diagnose eines Diskusprolaps sprach ich an.

Wie jedes Gespräch beendete ich auch diese Konsultation mit der Option für den Patienten, offen gebliebene Frage zu stellen. Da fiel ihm auch prompt eine ein. Er wollte wissen, wie er die weiteren „Zusammentreffen“ mit seiner Freundin gestalten sollte. So schloss sich der Kreis.

In dieser Sekunde schoss mir nur ein Gedanke durch den Kopf: Solche praktischen Anwendungsfälle waren während des Studiums nicht unterrichtet worden. In der Praxis merkt man dann erst, wo für den Patienten die Prioritäten wirklich liegen.