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_ Der Mann kam wie immer sehr gepflegt zu seiner Ärztin: Frisch rasiert, mit weißem Hemd und feiner Jacke sowie glänzend polierten Schuhen. Es war sein erster Arzttermin seit dem Tod seiner Frau vor einigen Monaten. Als die Ärztin zusammen mit dem Mann zum Untersuchungszimmer lief, fiel ihr ein verlangsamter Gang auf.

Hierdurch alarmiert, bat die Ärztin den Patienten, Schuhe und Socken auszuziehen. Beide staunten über Zehennägel, die so lang waren, dass sie sich vorne bereits über die Zehen krümmten. Ja, gab er zu, seine Frau habe ihm die Nägel immer geschnitten, er habe Schwierigkeiten, sie zu erreichen und selbst zu kürzen.

Offenbar kann man an den Zehennägeln ablesen, wie es um die funktionelle Unabhängigkeit eines Patienten bestellt ist, schreiben die Autorinnen um Dr. Ariela Orkaby und Dr. Andrea Wershof Schwartz von der Harvard Medical School in Boston. Zehennägel seien für diesen Zweck ähnlich aussagekräftig wie der HbA1c für den metabolischen Zustand eines Diabetikers. Zehennägel wachsen jeden Monat etwa 2 mm; wenn sie sich bereits über die Zehen krümmen, bedeute dies, dass sich der Patient oder die Pfleger seit Monaten nicht mehr darum gekümmert haben.