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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

Ein 45-jähriger Mann berichtete über abdominelle Schmerzen und Appetitlosigkeit ohne Fieber. Mit Ausnahme des Loslassschmerzes waren bei ihm alle klassischen Zeichen einer Appendizitis vorhanden. Die Leukozytenzahl war zwar normal, doch der Anteil der Neutrophilen lag bei 82%. Die Ultraschalluntersuchung ergab keine diagnostisch verwertbaren Befunde. So wurde die Diagnose einer Appendizitis gestellt. Der Patient wurde operiert.

Doch was sich zunächst als Routinefall darstellte, entpuppte sich postoperativ als ausgesprochene Rarität. Zwar sah das Op.-Präparat äußerlich normal aus, doch konnte bei der histologischen Untersuchung neben einer leichten Entzündung der Mukosa in der Appendix Enterobius vermicularis nachgewiesen werden. Dieser Madenwurm ist weltweit verbreitet und einer der häufigsten Parasiten des Menschen. Die Würmer sind etwa 10 mm lang und 0,5 mm dick. Kinder werden häufiger befallen als Erwachsene. Die Weibchen paaren sich im Zökalbereich und legen dann die Eier im Analbereich ab, was zu perianalem Pruritus führen kann. Die Autoinfektion und die Übertragung an andere erfolgen über den Weg der Schmierinfektion.

Nach der Appendektomie wurden sowohl der Patient als auch seine Angehörigen mit Mebendazol behandelt. Bei einer Untersuchung sechs Monate später war der Patient beschwerdefrei.

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Madenwurm Enterobius vermicularis im Lumen der Appendix.

© N Engl J Med. 2018:378;1232