figure 1

Prof. Dr. med. P. Schwarz Abteilung Prävention, Medizinische Klinik III, Universitätsklinikum Dresden

_ Wenn man eine adäquate Diabetesprävention und -versorgung will, muss man überhaupt erst einmal wissen, was Prädiabetes ist. Um den Kenntnisstand zu ermitteln, wurden Diabetologen, Hausärzte, Fachärzte in Ausbildung und Internisten in verschiedenen osteuropäischen Ländern per Fragebogen befragt. 397 Ärzte nahmen teil.

Die Ergebnisse sind erschreckend. Zwar konnten Diabetologen 69% der Fragen korrekt beantworten, Internisten schafften allerdings nur 56%, Assistenzärzte 54% und Hausärzte 53%. Untersucht man die Antworten eingehender, waren nur 46% aller Beteiligten in der Lage, Prädiabetes korrekt zu definieren. Die Unterschiede zwischen Diabetesrisiko, gestörter Nüchternglukose und gestörter Glukosetoleranz konnten ebenfalls nur 46% der Kollegen korrekt beantworten. Eine klare Tendenz ergab sich trotzdem: Jüngere Kollegen hatten ein signifikant besseres Wissen über Prädiabetes und Typ-2-Diabetes.

Die Autoren fordern Schulungsmaßnahmen für Ärzte, insbesondere hinsichtlich der Definition, Früherkennung und Prävention des Diabetes.

KOMMENTAR

Die Studie wurde in Osteuropa durchgeführt, wo die Rahmenbedingungen jenen in Westeuropa sehr ähnlich sind. Mitunter gibt es im Osten noch die klassischen Diabetes- oder Endokrinologie-Schulen, die in Deutschland längst nicht mehr existieren. Vielleicht wissen die Kollegen sogar besser Bescheid als wir.

Ich denke, dass hier ein klares strukturelles Problem zutage tritt. Auf die Frage „Was ist Diabetesprävention?“ bekommt man von Wissenschaftlern zehn unterschiedliche Antworten. Das ist nicht schlimm — aber für eine nachhaltige Präventionsstrategie das K. o.

Wir sollten uns dieses Umfrageergebnis zu Herzen nehmen und überlegen, wie moderne Maßnahmen der Medizin und die Prävention chronischer Erkrankungen besser in die Curricula der ärztlichen Aus- und Weiterbildung einfließen können —, ganz zu schweigen von den Möglichkeiten der Telediabetologie, von E-Health, mobile health und Smarthealth. Die Quintessenz dieser Studie ist: Wenn Ärzte erst einmal lernen, worum es geht, dann können sie Diabetes vielleicht auch verhindern.