_ In dieser Wintersaison sind die Notfallsprechstunden besonders voll. Vor allem die grassierenden Viren machen den Menschen das Leben schwer. Die Kunst, unter den gehäuft in der Praxis erscheinenden Patienten die wirklich Kranken herauszufischen, ist jeden Tag wieder eine Herausforderung.

Erfrischend sind die virengeplagten Menschen, die ihren Humor nicht verlieren und mir gleich von Anfang an augenzwinkernd von ihrer „Männergrippe“ berichten. Trotzdem lasse ich mir ihre Beschwerden schildern. Meistens deckt sich ihre Selbstanalyse dann auch mit meiner Diagnose.

Ein Patient neulich bereitete mir aber Kopfzerbrechen, als er mir seine akut aufgetretende Atemnot schilderte. In Gedanken schritt ich den Weg einer gründlichen Differenzialdiagnose ab. Ich hielt mehrere ernsthafte Erkrankungen für möglich, eine Bronchitis etwa oder sogar einen Herzinfarkt.

Plötzlich wurde ich aus meinen Überlegungen gerissen, als der junge Mann mir schilderte, dass seine Beschwerden sich seit gestern deutlich gemindert hätten. Der Grund: Eines seiner Nasenlöcher war wieder frei! Er hatte einfach einen heftigen Schnupfen.