_ Von Patienten, die etwa wegen Atemversagens oder Sepsis intensivmedizinisch behandelt werden, weiß man, dass sie nicht selten kognitive Defizite entwickeln, die mitunter jahrelang anhalten. Ähnliche Nachwirkungen können auch bei einem Krankenhausaufenthalt wegen einer ambulant erworbenen Pneumonie (CAP) beobachtet werden: In einer prospektiven Studie hatte jeder dritte CAP-Patient im Alter über 65 ein Jahr später noch kognitive Einschränkungen.

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Seit er im Krankenhaus war, ist er nicht mehr der Alte.

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An der Studie waren 80 CAP-Patienten beteiligt, bei denen keine schweren kognitiven oder neurodegenerativen Erkrankungen bestanden. Zwei Monate nach dem Krankenhausaufenthalt wurden mit Hilfe der Testbatterie RBANS (Repeatable Battery for the Assessment of Neuropsychological Status) bei jedem vierten Patienten mittelschwere bis schwere kognitive Einschränkungen festgestellt; zwölf Monate später war der Anteil unter den überlebenden Patienten unverändert hoch. Zum Vergleich: In der Allgemeinbevölkerung mit gleicher Altersverteilung wäre ein entsprechender Anteil unter 7% zu erwarten. Hinzu kam zu beiden Zeitpunkten ein weiteres Drittel an Patienten, die mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen auffielen. Besonders häufig waren Patienten über 65 betroffen.

Die Defizite bei den stärker beeinträchtigen Patienten betrafen vor allem visuell-räumlichen Funktionen, Aufmerksamkeit und Gedächtnis. Dieses Muster, d. h. Ausfälle in mehreren Domänen, entspricht den Autoren zufolge dem Muster, wie es nach einer intensivpflichtigen Erkrankung auftreten kann — und unterscheidet sich von dem einer Alzheimerdemenz, wo primär das Gedächtnis betroffen ist. Es wird vermutet, dass Hypoxämie und entzündliche Prozesse bei der CAP die geistige Leistungsfähigkeit in Mitleidenschaft ziehen können.