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_ Kein Krankheitsbild hat in den letzten Monaten so viel Verwirrung und Diskussionen ausgelöst wie der Bluthochdruck. Da wurden über Nacht Dank neuer Zielwerte Millionen Menschen mit einem Federstrich zu Hypertonikern gemacht. Seither tobt der Kampf darum, was eigentlich beim Blutdruck noch normal ist. 120 soll jetzt das neue 140 sein. Welch unsinniges Zahlenspiel!

Nach Meinung der Experten sollte man den Begriff „normal“ ohnehin nicht mehr verwenden, sondern sollte weiter differenzieren in tiefnormal, hochnormal, höchstnormal, subnormal, pseudonormal, optimal und ideal. Ein „idealer“ Wert findet sich im Übrigen mittlerweile nur noch bei einer kleinen Randgruppe.

Diskutiert wird auch, wie man und vor allem wer den Blutdruck messen sollte. Der Arzt und wenn ja, welcher ist ausreichend kompetent? Oder doch der Patient selbst? Kontrolliert? Automatisiert? Mittels App? Unbeobachtet heimlich oder öffentlich in der Apotheke? Neue Studienergebnisse legen nahe, den Blutdruck nur von Gleichgeschlechtlichen messen zu lassen, um einen geschlechtsbezogenen Bias auszuschließen. Es geht nämlich nicht um die Frage, ob jemand hyperton ist, sondern bei wem und warum er es ist?

Das Problem „Weißkittelhypertonie“ dürfte allerdings ganz einfach zu lösen sein. Wenn unsere übliche Berufskleidung den Blutdruck in die Höhe treibt, warum versuchen wir es nicht einfach einmal im blauen Anton?

Und noch ein Begriff, der Verwirrung stiftet, ist die maskierte Hypertonie. Zunächst sollten wir einmal fragen, was eigentlich den Bluthochdruck veranlassen könnte, sich zu verbergen. Fürchtet er sich etwa vor unserer Behandlung? Und als was ist er eigentlich maskiert? Wie lässt er sich demaskieren und wie sieht er dann aus?

Das alles gleicht in der Tat schon einem karnevalistischen Treiben. Die Schar der Hypertensiologen — eine Narrenzunft?