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Prof. Dr. med. P. Schwarz Abteilung Prävention, Medizinische Klinik III, Universitätsklinikum Dresden

_ Um herauszufinden, inwieweit Übergewicht die kardiometabolische Morbidität beeinflusst, wurden die Daten von 16 prospektiven Kohortenstudien aus den USA und Europa gepoolt. Ausgewählt wurden 120.813 Probanden mit einem BMI ≥ 20 kg/m2, für die im Studienverlauf Daten zu Typ-2-Diabetes, KHK und Schlaganfall ermittelt wurden. Zu Studienbeginn lag keine dieser drei Krankheiten vor. Die Patienten waren im Mittel 51,4 Jahre alt, die mittlere Beobachtungszeit war 10,7 Jahre.

1.627 Probanden entwickelten zwei der drei Krankheiten und galten somit als kardiovaskulär multimorbide. Im Vergleich zu Normalgewichtigen hatten Übergewichtige hierfür ein zweifach erhöhtes Risiko. Eine Adipositas mit einem BMI zwischen 30 und 35 kg/m2 war mit einem 4,5-fach erhöhten Risiko verbunden, ein noch höherer BMI mit einem 15-fach erhöhten Risiko. Die Assoziation hing weder vom Geschlecht noch von Alter oder Ethnie ab.

Die Probanden mit einem BMI ab 35 kg/m2 hatten lediglich ein 2,2-fach erhöhtes Risiko für eine einfache vaskuläre Erkrankung, also KHK oder Schlaganfall. Dagegen entwickelten sie 19-mal häufiger als Normalgewichtige einen Diabetes ohne Gefäßkrankheit — und das Risiko für einen Diabetes, dem eine vaskuläre Erkrankung folgt, stieg gar um den Faktor 29,8.

KOMMENTAR

Natürlich wissen wir, dass vaskuläre und metabolische Erkrankungen v. a. wegen der Insulinresistenz eng zusammenhängen. Aber eine so drastisch Risikoerhöhung ist schon erstaunlich.

Die Studie zeigt sehr eingängig, dass bloßes Übergewicht ohne Diabetes ein vaskuläres Ereignis noch nicht dramatisch befördert. Kommt aber ein Diabetes dazu, explodiert das Risiko. Die logische Schlussfolgerung daraus: Wir müssen darauf fokussieren, Diabetes zu verhindern. Das wiederum geht nur, wenn wir auch an die Adipositas herankommen, und das geht — so mühsam es klingen mag — nur mit einer nachhaltigen Lebensstilumstellung.