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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

_ Von 2004–2011 wurden 8.623 repräsentative Personen im Alter von 40–79 aus Norwich/Großbritannien umfangreich ophthalmologisch untersucht. Ein Glaukom wurde diagnostiziert, wenn charakteristische Anomalien an der Papille sowie eine Visuseinschränkung bei Fehlen anderer Ursachen vorlagen. Ein Verdacht bestand bei frühen oder geringen Veränderungen. Ein Augendruck von > 21 mmHg bei wiederholter Messung galt als erhöht.

Der mittlere Augendruck im Gesamtkollektiv betrug 16,3 mmHg. 4% der Probanden hatten ein Glaukom, bei weiteren 7% ergab sich ein Verdacht. Bei 10% bestand ein erhöhter Augendruck.

107 Teilnehmer erhielten während der Studie die Erstdiagnose eines primären Offenwinkelglaukoms. Bei 83 (76%) lag der Augendruck im Normalbereich. Kein Grenzwert für den Augendruck erreichte eine ausreichende diagnostische Sensitivität oder Spezifität.

KOMMENTAR

Einerseits bestätigt diese Studie an einer repräsentativen englischen Bevölkerungsgruppe die Häufigkeit des Glaukoms, das bei 4% der Menschen über 40 Jahren nachweisbar ist. Allerdings hat die Augeninnendruckmessung — in Deutschland immerhin die zweithäufigste Selbstzahlerleistung — im Rahmen der Vorsorge Defizite: Bei drei Vierteln der Patienten mit der Erstdiagnose eines primären Offenwinkelglaukoms lag der Augendruck im Normalbereich. Da sich statistisch kein Grenzwert mit ausreichender Sensitivität und Spezifität ergab, ist die Augendruckmessung als Screening-Methode nicht zuverlässig.