Nach i.m. Gabe von Diclofenac wegen akuter Rückenschmerzen kommt es bei einer 81-Jährigen in der Hausarztpraxis zu einer anaphylaktischen Reaktion. Diese entwickelt sich von Unwohlsein, Hauterythem, Flush, Schwitzen, Übelkeit, Erbrechen, Dyspnoe bis hin zu einem vital bedrohlichen anaphylaktischen Schock.
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Situation und Symptomatik
Unter einer anaphylaktischen Reaktion versteht man eine den ganzen Organismus betreffende Maximalvariante der allergischen Sofortreaktion. Beim lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock handelt es sich um eine massive Typ-I-Allergie gegen ein peroral, inhalativ, perkutan oder durch Injektion aufgenommenes Antigen. Dieses provoziert nach vorausgegangener Sensibilisierung bei erneuter Applikation eine anaphylaktische Reaktion. Auslöser können eine Vielzahl von Medikamenten (Antibiotika, Lokalanästhetika, Zytostatika, Antiphlogistika) sowie Insektengifte, Impfstoffe, Seren und jodhaltige Kontrastmittel sein.
Beim anaphylaktischen Schock besteht ein relativer Volumenmangel aufgrund der gestörten Vasotonusregulation. Die Gesamtmenge des intra- und extravasalen Volumens ist zwar erhalten, jedoch vermindert es sich kritisch im zentralen Kompartiment (thorakaler Raum, Füllungsdrücke des Herzens).
Die vier Schweregrade einer anaphylaktischen Reaktion
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1.
Leichte Allgemeinreaktion (Juckreiz, Flush, Urtikaria, Angioödem)
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2.
Ausgeprägte Allgemeinreaktion (Hautsymptome [nicht obligat], Nausea, abdominale Krämpfe, Rhinorrhoe, Dyspnoe, Bronchospasmus, Tachykardie, Herzrhythmusstörung, Hypotension)
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3.
Bedrohliche Allgemeinreaktion (Hautsymptome [nicht obligat], Erbrechen, Defäkation, Larynxödem, Bronchospasmus, Zyanose, Schock)
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4.
Organversagen (Hautsymptome [nicht obligat], Atem-, Herz- und Kreislaufstillstand).
Therapeutische Sofortmaßnahmen
Die Therapie der anaphylaktischen Reaktion und des anaphylaktischen Schocks zielt auf die Symptombeseitigung und Sicherung bzw. Wiederherstellung der Vitalfunktionen. Je nach Ausprägungsgrad werden hierbei folgende Maßnahmen angewendet:
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Antihistaminika (wegen schnellem Wirkungseintritt ältere Histamin-H1-Rezeptorenblocker, z. B. Clemastin in Kombination mit Histamin-H2-Rezeptorenblocker, z. B. Cimetidin),
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Kurzinfusionen zur Volumentherapie als kristalloide Infusionslösung (z. B. Ringer-Lösung),
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Glukokortikoide (z. B. Solu-Decortin H 250–1.000 mg i.v.) bis hin zur systemischen Applikation von Adrenalin (z. B. Suprarenin) − 1 mg = 1 ml = 1 Amp. Suprarenin verdünnt mit 9 ml 0,9% NaCl,
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Sauerstoffgabe.
Entscheidend ist ein rasches, zielgerichtetes Handeln. Eckpfeiler der Therapie des manifesten anaphylaktischen Schocks sind die Adrenalingabe und die Flüssigkeitssubstitution. Im anaphylaktischen Schock ist die Reihenfolge Adrenalin vor Volumensubstitution und Prednisolon obligat.
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Kokott, P. Anaphylaktischer Schock. MMW - Fortschritte der Medizin 160, 55 (2018). https://doi.org/10.1007/s15006-018-0201-1
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