_ Für eine retrospektive Kohortenstudie wurden aus den 13 Millionen Hausarztpatienten in der Datenbank des UK Clinical Practice Research Datalink jene Individuen gefiltert, die im Zeitraum von 1987–2014 die Erstdiagnose einer Gicht erhalten und bereits das 40. Lebensjahr erreicht hatten. Man fand 131.565 Patienten, die mit 252.763 Kontrollindividuen gematcht wurden. Das Durchschnittsalter lag bei 64 Jahren, der Männeranteil bei 74%. Geprüft wurden die Infektionsanfälligkeit und die infektionsbezogene Mortalität mit Fokus auf Harnwegsinfekte und Pneumonien.

Die Gichtpatienten hatten im Schnitt einen höheren Body-Mass-Index, eine ausgeprägtere Niereninsuffizienz, konsumierten mehr Alkohol und litten häufiger unter Asthma, COPD, Diabetes mellitus oder einer KHK mit chronischem Vorhofflimmern. Bei Malignomen, HIV und der Einnahme von Immunsuppressiva fanden sich keine Unterschiede zwischen den Gruppen.

Gicht war nach Berücksichtigung von Alter und Geschlecht mit einem 34% erhöhten Risiko für Pneumonie verbunden. Eine Assoziation zwischen Pneumonie-bezogener Mortalität und Gicht konnte aber nicht festgestellt werden. Für Harnwegsinfekte und Gicht ergab sich die gleiche Beziehung.

KOMMENTAR

Es ist sicher eine interessante Überlegung, ob die Dauerstimulation des Immunsystems dieses befähigen könnte, im Akutfall besser zu reagieren. Frühere Untersuchungen mit Interleukin-1β haben gezeigt, dass eine bessere Abwehrlage bestand [Dinarello CA. Blood. 1996;87:2095–147]. In dieser aktuellen Studie hingegen fand sich in der Gruppe der Gichtpatienten keine Verbesserung der infektbezogenen Mortalität. Sie hatten sogar eher mehr Infektionen. Die Theorie des allzeit bereiten Immunsystems scheint in keiner Weise zuzutreffen. Daher ist bei diesen Patienten erhöhte Aufmerksamkeit gefragt.