figure 1

Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

Eine 69-jährige Raucherin (20 Packungsjahre) kam mit einer neu aufgetretenen Makrohämaturie in die Notfallambulanz. Die körperliche Untersuchung und ein breites Laborspektrum waren unauffällig. Im Urin fanden sich mikroskopisch 100 Erythrozyten und 5–10 Leukozyten/Gesichtsfeld, aber keine Bakterien und keine malignen Zellen. Das CT zeigte einen Füllungsdefekt im rechten Ureter. Bei der Zystoskopie entdeckte man papilläres Gewebe, das mit der periodischen Ureterkontraktion aus der Uretermündung in die Blase herausgespült wurde und sich dann wieder zurückzog. Ureteroskopisch hatte diese Wucherung einen 4 cm langen und 5 mm dicken Stiel, der sich blumenblattartig auffächerte. Zusätzlich wurden entlang des distalen rechten Ureters zahlreiche kleine Tumoren entdeckt. Bioptisch handelte es sich um ein papilläres Urothelkarzinom, für das Rauchen und andere chemische Substanzen als Risikofaktoren gelten.

Die Patientin wurde über die Therapieoptionen beraten und entschied sich für eine Roboter-assistierte, laparoskopische Nephrektomie und Ureteroektomie. Das Exstirpat hatte einen gesunden Randbereich und entsprach einem hochgradig malignen, multifokalen Urothelkarzinom entlang dem Ureter. Drei Monate nach dem Eingriff war die Patientin beschwerdefrei und die Zystoskopie unauffällig.

Auch ein hochmaligner Tumor kann erstaunlich formschön sein — und offenbar auch scheu, wie dieses Exemplar, dass sich komplett in den Ureter zurückziehen konnte.

figure 2

In die Harnblase ragendes Urothelkarzinom.

© N Engl J Med. 2018;378;e8