Viele Schwangere halten sich mit dem Koffeingenuss zurück — offenbar aus gutem Grund. Vor allem ein hoher Konsum während der 15. SSW begünstigt spätere Verhaltensstörungen beim Kind.
_ Die nationale dänische Kohortenstudie umfasst 47.491 Kinder der Geburtenjahrgänge 1995–2002. Untersucht wurde u. a., ob ihr Risiko für Verhaltensstörungen im Alter von 11 Jahren vom Kaffee- oder Teegenuss der Mutter während der 15. und der 30. Schwangerschaftswoche (SSW) abhing.
56% der Mütter hatten gar keinen Kaffee und 35% gar keinen Tee getrunken. In der 15. SSW hatten immerhin 11,9% mehr als drei und 2,7% sogar mehr als sieben Tassen Kaffee täglich getrunken. Vom Tee hatten 18,7% mehr als drei und 4,3% mehr als sieben Tassen konsumiert. In der 30. SSW hatten 2,4% mehr als sieben Tassen Kaffee und 3,9% mehr als sieben Tassen Tee getrunken.
Zwischen dem Konsum und Verhaltensstörungen der Kinder ergab sich ein dosisabhängiger Assoziationstrend. Für ADHS ergab sich bei mehr als sieben Tassen Kaffee täglich in der 15. SSW ein um 50% erhöhtes Risiko (p < 0,027). Das Risiko für oppositionelles Trotzverhalten wurde durch Kaffeekonsum um 22% und durch Teekonsum um 21% erhöht (p < 0,05). Ängstlich-depressive Verhaltensstörungen waren signifikant mit dem Kunsum von sieben und mehr Tassen Tee pro Tag in der 15. SSW assoziiert (p < 0,011). Auch andere psychiatrische Auffälligkeiten wurden mit einem hohen Kaffee- oder Teekonsum in der 15. SSW signifikant wahrscheinlicher.
Ein geringer Kaffeegenuss bis zu drei Tassen täglich in der 15. SSW reduzierte schwach, aber signifikant die Inzidenz oppositionellen Trotzverhaltens und psychischer Auffälligkeiten.
KOMMENTAR
Die Zunahme von Entwicklungsstörungen bei Kindern wird erst bei hohen Koffeindosen während der Schwangerschaft signifikant. Einen Zusammenhang mit Nikotinabusus konnte die Studie nicht zeigen — wohl aber eine enge Assoziation mit dem Sozialstatus, die an an genetische Faktoren denken lässt. Allerdings waren die Beeinflussungen nur für den Konsum in der 15., nicht aber in der 30. SSW signifikant. Weit wichtiger als das Erbgut dürfte also die Phase der sensiblen Gehirnentwicklung zwischen der 10. und der 26. SSW sein.
Literatur
Hvolgaard Mikkelsen S, Obel C, Olsen J et al. Maternal caffeine consumption during pregnancy and behavioral disorders in 11-year-old offspring: a Danish national cohort study. J Pediatr. 2017;189:120–27.e1
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Reinhardt, D. Verhaltensgestört, weil Mama Kaffee liebt. MMW - Fortschritte der Medizin 160, 34 (2018). https://doi.org/10.1007/s15006-018-0191-z
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