_ Heilsam und entspannend war er, mein letzter Urlaub an der Ostsee, wenn auch nur von kurzer Dauer und bei konstant steifer Brise, wie der Norddeutsche sagt. Was so eine kleine Luftveränderung doch bewirken kann!

Von so einer träumte wohl auch meine 58-jährige Patientin, die seit drei Wochen unter Husten, Schnupfen, Heiserkeit und Kratzen im Halse litt. Nachdem weder die eigenen Teezubereitungen noch die von mir verordnete phytotherapeutische Therapieeskalation Linderung gebracht hatten, sollte eine HNO-ärztlich eingeleitete Breitbandantibiose dem Erreger — was immer es auch sei — den Garaus machen.

Als sich daraufhin der Verlauf insofern verschlechterte, als eine interdigitale Mykose als Komplikation hinzutrat, wurde ich mit der Frage konfrontiert, ob nicht eine Kur letztlich Abhilfe schaffen könne. In meinen Gedanken hin- und hergerissen zwischen Erinnerungen an herrliche Kiesstrände und den Bilanzen der Deutschen Rentenversicherung rang ich um eine Antwort.

Schließlich versuchte ich mich aus der Affäre zu ziehen und erklärte ihr, dass regelmäßige Spaziergänge an der frischen Luft in der jetzigen Phase der Erkrankung die passende flankierende Maßnahme wären.

Da blitzte es in den Augen der Patientin. Warum ich denn auf der Überweisung an den HNO-Arzt explizit eine Kur empfohlen hätte, wollte sie wissen. Ich geriet ein wenig ins Schwimmen. „Daran kann ich mich gar nicht erinnern“, sagte ich unsicher.

„Doch, doch“, erklärte sie triumphierend. „Sie haben es extra oben rechts auf dem Überweisungsschein angekreuzt: kurativ!“