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Unklare polypöse Raumforderung in der Harnblase.

© C. Raschka

_ Ein 42-jähriger, beschwerdefreier Lagerist stellte sich zum erweiterten Gesundheitscheck in unserer Praxis vor. Der Mann betrieb dreimal pro Woche intensives Krafttraining und kam bei einer Größe von 188 cm auf ein Gewicht von 91 kg bei einem Körperfettanteil von 8%. Im Belastungs-EKG bewältigte er 325 Watt. Die Echokardiografie, die Abdomen- und die Schilddrüsen-Sonografie ergaben weitgehend unauffällige Befunde — bis auf eine unklare Raumforderung in der Harnblase. Es bestand weder eine Makro- noch eine Mikrohämaturie; auch lagen keine dysurischen Beschwerden vor. Der Patient bejahte einen gelegentlichen Anabolikaabusus.

Solchen polypösen, echogenen Harnblasentumoren liegen zumeist nicht-invasive Karzinome zugrunde. Andere Befunde sind differenzialdiagnostisch abzugrenzen. Da wären zum einen Pseudodivertikel, also multiple Wandausstülpungen bei verschiedenen Formen der Blasenentleerungsstörung. Für Harnblasendivertikel ist dagegen die echofreie, meist solitäre Wandausstülpung charakteristisch. Bei der benignen Prostatahypertrophie kann gelegentlich der kugelig bis zapfenförmig protuberierende Prostatamittellappen einem Polypen ähneln. Auch große Blutkoagel können polypös erscheinen.

Der Patient wurde noch in der gleichen Woche dem niedergelassenen urologischen Facharzt vorgestellt, der urethrozystoskopisch ostiennah an der rechten Seitenwand einen exophytischen Tumor bei unauffälligen Ostien diagnostizierte. Es folgte in der Klinik die transurethrale Resektion mit Mitomycin-Frühinstillation.

Histologisch ergab sich ein gut bis mäßig differenziertes, nicht-invasives, papilläres Urothelkarzinom der Harnblase (Staging: pTa G1–2). Erfreulicherweise zeigte sich in der nunmehr 8-jährigen Nachsorge kein Hinweis für ein Rezidiv.

Das Blasenkarzinom ist die fünfthäufigste maligne Tumorerkrankung. Das Erkrankungsrisiko liegt bei Männern dreimal höher als bei Frauen. Pro Jahr treten ca. 30 Neuerkrankungen pro 100.000 Männer und ca. 8 Neuerkrankungen pro 100.000 Frauen auf.

Erkrankungen bei unter 50-jährigen Personen wie unserem Patienten sind eher selten.