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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

_ In der kanadischen Region Ontario mit 3 Millionen Einwohnern werden alle plötzlichen Herzstillstände registriert, die sich außerhalb von Kliniken ereignen und über Notruf gemeldet werden. Nach Durchsicht der Informationen von Notfallteams, Kliniken, Obduktionen und Angehörigen wurden zwischen 2009 bis 2014 insgesamt 74 derartige Notfälle bei Personen im Alter von 12–45 Jahren als Herzstillstände beim Sport klassifiziert. Von diesen konnten 43,8% wiederbelebt und aus den Kliniken entlassen werden.

Lediglich 16 Notfälle — das entspricht 0,76 pro 100.000 Patientenjahre — ereigneten sich bei Wettkampfsportarten, und in nur drei Fällen hätte eine Voruntersuchung möglicherweise zu einem Sportverbot geführt. Um diese drei Patienten zu finden, hätte man 146.000 Personen screenen müssen.

Zwei von ihnen hatten eine hypertrophe Kardiomyopathie, keiner eine arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie, die ebenfalls einen Herzstillstand auslösen kann. Einer der Patienten war sogar als sporttauglich eingestuft worden, nachdem er wegen einer Synkope untersucht worden war.

KOMMENTAR

Die Untersuchung zeigt, wie problematisch der Ruf nach Tauglichkeitsprüfungen vor der Aufnahme kompetitiver Sportarten ist. Der Herzstillstand bei jungen Sportlern ist sehr selten, und mehr als 80% der Kandidaten können bei systematischen Voruntersuchungen nicht identifiziert werden.

Am ehesten gelingt noch der Nachweis von strukturellen Herzerkrankungen wie der hypertrophen Kardiomyopathie. Doch auch bei diesen Patienten geht das statistische Risiko eines Herzstillstands beim Sport gegen Null. Fazit: Wer jung und leistungsfähig ist und etwas für die Gesundheit tun möchte, sollte nicht den Tod beim Wettkampf fürchten, sondern das unnötige Sportverbot nach einer Tauglichkeitsuntersuchung.