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Komplikationen beim Ohr-Piercing sind vor allem Infektionen, aber auch Blutungen und allergische Reaktionen. Manchmal sind Operationen erforderlich, um den Defekt zu beheben, warnt Prof. Andreas Naumann, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Kopf-Halschirurgie bei der DGHNO-KHC*.
MMW: Wie häufig sind Komplikationen durch Ohr-Piercing, Ohr-Tunnel und Septumringe?
Naumann: Eine aktuelle Studie der American Academy of Pediatrics konnte zeigen, dass etwa 33% der Betroffenen wegen Komplikationen nach einem Piercing einen Arzt aufsuchen. Das ist vermutlich noch zu niedrig veranschlagt.
MMW: Mit welchen Komplikationen ist zu rechnen?
Naumann: In der Studie hatten 74% der Patienten Infektionen, 30% Blutungen, 26% allergische Reaktionen und 19% jeweils überschießende Narbenbildungen und Keloide. Beim Ohr-Piercing waren es allergische Reaktionen und Entzündungen, weil das Material teilweise in das umgebende Gewebe eingedrungen ist. Überdies wurden Abszesse und traumatische Verletzungen beschrieben.
MMW: Welches Alter und welches Geschlecht sind am stärksten vertreten?
Naumann: Frauen sind häufiger betroffen, weil sie eher ein Ohr-Piercing tragen. Einer Befragung 2014 durch Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum von etwa 2.000 deutschsprachigen Männern und Frauen zufolge tragen mit einem Anteil von etwa 66% deutlich mehr Frauen einen Ohrstecker. Von diesen hatten 35,5% ein Piercing im Knorpelbereich. Bei den Männern ist das mit einem Anteil von 8,9% deutlich seltener.
In der Bochumer Studie lag mit 52% der höchste Anteil beim Piercing in der Altersgruppe 25–34 Jahre. Im Alter unter 25 Jahren lag der Anteil bei 48,8%.
MMW: Ein relativ neues „BodMod“ ist das Elfenohr. Was wird da gemacht?
Naumann: Beim Elfenohr, das dem Ohr etwa von Wesen im Film „Herr der Ringe“ nachempfunden ist, wird entweder subdermal Material in die Ohrmuschel eingebracht, damit der obere Anteil der Ohrmuschel spitz zuläuft. Häufiger werden Ohrknorpelanteile im oberen Anteil jedoch exzidiert und spitzwinklig vernäht, was einem direkten operativen Eingriff am Ohrknorpel entspricht.
MMW: Wer führt einen solchen Eingriff aus?
Naumann: In Piercing-Studios wird Körperschmuck für die „BodMods“ angeboten. Der Eingriff am Ohr wird höchstwahrscheinlich durch Chirurgen durchgeführt. Die Ohrmuschel muss hierfür unter sterilen Bedingungen im oberen Anteil eröffnet werden, um entweder Material einzubringen oder Knorpelanteile zu entfernen. Gefährlich ist das wegen möglicher Knorpelentzündungen. Wenn diese zu spät behandelt werden, kann es sein, dass es zu deutlichen Deformierungen des Ohres kommt oder sogar Anteile der Ohrmuschel vollständig entfernt werden müssen.
MMW: Wer zahlt, wenn Sie und Ihre Kollegen wegen Komplikationen behandeln müssen?
Naumann: Letztlich kommen Patienten mit einer Komplikation nach einem Piercing zuerst zum Hausarzt. Dort wird zunächst ambulant mit Antibiotika behandelt. Danach geht es oft wieder gut, weil die Patienten meist das Piercing vollständig entfernen lassen. Dann heilt die Entzündung in der Regel gut ab. Extreme Komplikationen, die wir in der Klinik sehen, sind jene, bei denen Operationen erforderlich sind. Die Kostenübernahme muss dann mit dem Patienten bzw. seiner Krankenkasse geklärt werden.
Interview: Peter Leiner
Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V.
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Springer Medizin. Komplikationen beim Ohr-Piercing nicht unterschätzen!. MMW - Fortschritte der Medizin 160, 8 (2018). https://doi.org/10.1007/s15006-018-0057-4
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