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? In meiner Praxis stelle ich mir oft die Frage, ob bei einem alten Patienten ein Vitamin-D-Mangel vorliegt, wann ggf. substituiert werden soll und v. a. in welcher Dosis und Häufigkeit.

! Vitamin D ist von großer Bedeutung für den Mineral- und Knochenstoffwechsel und zeigt überdies positive Wirkungen auf die Muskulatur, das Immunsystem und das kardiovaskuläre System. Bekanntlich wird Vitamin D in der Haut unter Einfluss von Sonnenlicht (UV-B-Anteil) gebildet. Bei alten Menschen aber ist die Konzentration der Vitamin-D-Vorstufe 7-(OH)2-Cholesterol in der Haut vermindert. Zudem verbringen geriatrische Patienten i. d. R. wenig Zeit unter freiem Himmel. Und bei chronischer Niereninsuffizienz im Alter die auch Bildung des aktiven Hormons 1,25-(OH)2-Vitamin D (Calcitriol) vermindert.

Der resultierende Vitamin-D-Mangel bewirkt eine Abnahme der intestinalen Kalziumresorption und der Serumkalziumkonzentration, was wiederum zu einem sekundären Parathormonanstieg führt. Es kommt zu verstärkter Knochenresorption bis hin zur Osteoporose. Zusätzlich entsteht durch Vitamin-D-Mangel eine muskuläre Schwäche mit Gangunsicherheit und Sturzgefahr.

Tab. 1 Vitamin-D-Werte und klinische Interpretation

Diagnostik ...

Bei der Risikopopulation geriatrischer Patient ist eine Screening-Untersuchung auf einen Vitamin-D-Mangel durchaus sinnvoll. Der Nachweis wird laborchemisch durch Messung des Vitamin-D-Spiegels erbracht. Weitere typische Laberbefunde sind erniedrigtes Serumkalzium, niedriger Phosphatspiegel und eine erhöhte alkalische Phosphatase.

... und Therapie des Vitamin-D-Mangels

Ein nachgewiesener Vitamin-D-Mangel sollte ausgeglichen werden: Bei einer Osteomalazie (schwerer Mangel) sind bis zu 20.000 I.E. Vitamin D täglich über zwei Wochen zusammen mit einer Kalziumsupplementation notwendig. Ansonsten genügt eine Erhaltungsdosis von 800–1.000 IE täglich. Bei höheren Dosen kam es in einer aktuellen Studie (Bischoff-Ferrari HA et al., 2016) zu keiner besseren muskulären Funktion, sondern zu gehäuften Stürzen.

Daher gilt die Empfehlung bei über 70-Jährigen mit Vitamin-D-Mangel: tägliche Zufuhr von 800 I.E. Vitamin D. Damit werden Stürze und Hüftfrakturen um etwa 30% reduziert, und der Mangel wird in ca. 97% der Fälle ausgeglichen.