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Prof. Dr. med. Johannes Bogner

_ Die Erderwärmung führt zu Phänomenen, die sich direkt oder indirekt auf pathogenetische Faktoren auswirken können. In dieser MMW-Ausgabe werden die Zusammenhänge aus infektiologischer und aus pneumologischer Sicht beleuchtet.

Im ersten Beitrag geht es um die Frage, wie sich die Veränderung der klimatischen Bedingungen auf die Art und die Häufigkeit von Infektionskrankheiten auswirken. Da die Erderwärmung dysproportional verläuft, d. h. sich die Temperatur der Ozeane stärker erwärmt als die der Luft, wird der Flüssigkeitsgehalt in der Atmosphäre steigen. In der Folge bilden sich größere Wolken, und Phänomene wie Starkregen und Wolkenbrüche werden zunehmen.

Das hat auch Folgen für Flora und Fauna. Beispielsweise können Überträger infektiöser Erkrankungen besser gedeihen, und Hitzeperioden in Europa führen dazu, dass endemische Mücken- und Zeckenpopulationen bessere Lebensbedingungen vorfinden. Basierend auf diesen Erkenntnissen wird der Frage nachgegangen, ob wir künftig auch subtropische und tropische Krankheitserreger in Europa befürchten müssen.

Wenn sich unsere Atemluft physikalisch verändert, sind Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen verständlicherweise besonders betroffen. Stichworte sind hier nicht nur der veränderte Feuchtigkeitsgehalt der Atemluft, sondern vor allem auch die Veränderung der Partikeldichte („Feinstaub“), insbesondere in Ballungsgebieten, der Ozongehalt, die Lufttemperatur, Temperaturunterschiede und eine veränderte Pollenexposition. Christian Witt und Kollegen stellen anhand der Begriffe Hitzestress, Hitzeinseln und Extremwetterlagen dar, wie sich die Morbidität, insbesondere in urbanen Ballungszentren, verändert hat und welches Potenzial für weitere Veränderungen besteht. Die COPD gilt dabei als Modell-Lungenkrankheit für die klinische Klimafolgen-Forschung. Die Zunahme von Morbidität und Mortalität durch neue Klimaverhältnisse übersetzt sich dabei direkt in immense wirtschaftliche Folgen.

Wir Ärzte werden unmittelbare Konsequenzen des Klimawandels in unseren Praxen sehen. Da sich diese aber schleichend einstellen, wird es wohl noch ein weiter Weg sein, bis auch von unserer Berufsgruppe der Ruf nach speziellem politischem Engagement laut wird.

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