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Dr. med. C. Jaursch-Hancke Fachbereich Endokrinologie und Diabetologie, DKD Helios Klinik Wiesbaden

_ Eine prospektive Beobachtungsstudie sollte die Gewichtsentwicklung im ersten Jahr nach Beginn der Behandlung mit Basalinsulin beschreiben und Risikofaktoren identifizieren. Dafür wurden Typ-2-Diabetiker aus dem deutschen Register „Diabetes Versorgungs-Evaluation“ (DIVE) ausgewählt, von denen bereits vor Therapiebeginn die benötigten Daten vorlagen. Gruppe 1 (n = 287) erhielt dann erstmals Basalinsulin. Eine begleitende Therapie mit oralen Antidiabetika (OAD) war erlaubt. Gruppe 2 (n = 1.008) erhielt nur OAD.

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Viele Diabetiker benötigen später sowieso Insulin.

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Nach einem Jahr hatten die Patienten der Insulingruppe im Mittel 0,98 ± 7,1 kg zugenommen. In der OAD-Gruppe hatten sie dagegen 1,52 ± 11,8 kg abgenommen (p < 0,001). Unter Insulin nahmen nur Patienten mit sehr hohem oder niedrigem Ausgangsgewicht ab.

Als signifikante Einflussfaktoren für die Gewichtszunahme unter Insulin konnte in einer multivariaten Analyse neben dem Ausgangsgewicht (p < 0,001) nur die Dauer des Diabetes (p = 0,01) identifiziert werden. Dagegen hatten das Geschlecht, die Körpergröße und eine Metformin-Behandlung keinen Einfluss auf die Gewichtsentwicklung.

Der HbA1c-Wert sank deutlicher in der Insulingruppe (−1,8 vs. −1,2 Prozentpunkte), was aber statistisch nicht signifikant war. In der Insulingruppe fanden sich erwartungsgemäß mehr Hypoglykämien (2,7 vs. 0,0%, p = 0,01). Die deswegen nötige Kalorienzufuhr könnte die Gewichtszunahme zu einem geringen Teil erklären.

KOMMENTAR

Unter der Therapie mit Basalinsulin kam es innerhalb eines Jahres bei sehr guter Stoffwechselverbesserung nur zu einer geringen Gewichtszunahme — obwohl weniger als ein Drittel der Patienten zusätzlich Metformin erhielt.

Bei vergleichbarem Studiendesign nahmen die Teilnehmer einer britischen Studie fast doppelt so viel zu [Gordon J et al. Int J Clin Pract. 2010;64:1609–18]. Hier lag allerdings auch schon eine längere Diabetesdauer bei den Patienten vor. Das unterstützt die Forderung der Autoren, möglichst früh mit einer basal unterstützten oralen Therapie zu beginnen — und nicht erst bei sehr schlechter Stoffwechsellage unter OAD. Immerhin benötigt ein großer Teil der Patienten später sowieso Insulin.