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_ Eines Tages erschien in meiner Praxis ein Elternpaar mit seinem etwa fünfjährigen Kind. Die beiden erklärten mir, dass der Spross seit heute Bauchschmerzen habe und die Mutter eine Krankschreibung brauche, um das Kind betreuen zu können. Dieses allerdings wirkte ganz munter und so gar nicht krank.
Ich fragte nach. Übelkeit? Nein. Stuhlgang, Wasserlassen? Alles okay. Auf der Untersuchungsliege fand sich kein auffälliger Befund. Schmerzen im Bauch? Das Kind verneinte. Ob es sich krank fühle? Nein. Darauf fragte ich die Eltern ganz direkt: „Was ist denn nun wirklich los?“ Nun kam heraus, dass das Auto der Mutter kaputt war und sie das Kind nicht in den einen Kilometer entfernten Kindergarten bringen konnte. Von dieser Familie habe ich mich getrennt.
Ich habe übrigens durchaus schon Patienten krankgeschrieben, die nicht arbeitsunfähig im Sinne des Wortes waren. Wenn mir offen gesagt wird, was los ist („Herr Doktor, ich möchte Ihnen nichts vormachen! Es ist Folgendes ...“), dann drücke ich schon mal ein Auge zu, bedanke mich für die Ehrlichkeit und stelle den gelben Schein aus.
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Malz, H. Ein Kind ist doch kein AU-Schein-Talisman. MMW - Fortschritte der Medizin 159, 29 (2017). https://doi.org/10.1007/s15006-017-9885-x
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