_ Nachdem Simone Rossi nun zum dritten Mal mit „Frau Rossi, bitte!“ aufgerufen wurde, war er sauer, weil er den Spießrutenlauf durch das Wartezimmer äußerst unlustig fand: Ein großer, attraktiver Typ aus Mailand mit Arbeitsplatz in unserer Wissenschaftsstadt, der in seinem Anzug stets „bella figura“ machte.

Ich berief eine Teambesprechung ein und schwor meine Helferinnen auf italienische Vornamen ein: „Andrea Bocelli, Andrea Casiraghi, Andrea Pirlo — die könnt ihr euch doch auch merken! Das sind Männer!“ Na klar, nichts leichter als das, schallte es zurück. Das hatte ich mir gedacht. Den Startenor kennt ja wirklich jeder, der Name des Monegassensprosses ist vielen zumindest geläufig, und von dem Fußballer hat man auch schon mal gehört. Und so ging es wieder zurück zur Tagesordnung.

figure 1

„Ja, ich heiße Simone! Na und?!“

© ajr_images / Getty Images / iStock

Es dauerte allerdings keine Woche, da wurde eine Frau Bianchi über die Sprechanlage aufgerufen. „Ihren“ Vornamen, Gabriele, konnte ich gerade noch der Patientenakte entnehmen, da trat auch schon ein schicker Typ aus Rom ins Behandlungszimmer. „Buon giorno, signor Bianchi, e scusami...“, fing ich an, inzwischen recht geübt in der Kunst der italienischen Beschwichtigung. Glücklicherweise kam gleich hinter ihm auch noch seine Freundin in mein Zimmer. So hatte niemand im Wartezimmer bemerkt, wer eigentlich gemeint war.