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? Frage von Dr. S. S.: Nach einem Klinikaufenthalt wegen eines Perikardergusses stellte sich eine über 90-jährige, selbstständig lebende Patientin erstmals bei mir vor (siehe MMW 12/2017, S. 22). Ich würde ihre beachtliche Medikation (siehe Kasten) gern etwas reduzieren.
Aus der Vorgeschichte sind drei Myokardinfarkte ab 2001, eine Blutung aus einem Magenlipom sowie ein klarzelliges Nierenzellkarzinom bekannt. Blutdruckmessungen ergaben 138/64 und 135/75 mmHg.
! MMW-Experte Stiefelhagen: Allopurinol kann man weglassen. Das Statin würde ich in diesem Alter nicht mehr geben. Auch ist die Diuretika-Therapie sehr intensiv — vielleicht wegen des Perikardergusses, der aber wohl nicht Ausdruck einer kardialen Dekompensation sein dürfte. Hier sollte man schrittweise das Torasemid reduzieren. Isosorbiddinitrat und Molsidomin sind nur dann sinnvoll, wenn die Patientin über Stenokardien klagt. Auch Omeprazol kann man weglassen.
! MMW-Experte Füeßl: Da nur manche klinischen Daten bekannt sind, ist es schwer, hier Empfehlungen zu geben. Es gibt aber Anhaltspunkte für eine Reduktion der Medikation.
Lercanidipin / Metoprolol / Ramipril: Bei den genannten Blutdruckwerten erscheint es mir vertretbar, den Betablocker ausschleichend abzusetzen.
Xipamid / Torasemid: Wahrscheinlich liegt eine Niereninsuffizienz vor. Die Therapie wurde eventuell vor Jahren im Krankenhaus wegen einer Linksherzinsuffizienz im Rahmen der Myokardinfarkte eingeleitet. Falls sich die Pumpfunktion gebessert hat, könnte man eine Dosisreduktion riskieren.
Isosorbiddinitrat / Molsidomin: Hat oder hatte die Patientin Angina pectoris?
Simvastatin: Indikation grundsätzlich gegeben, allerdings gibt es keine gute Evidenz über die Sinnhaftigkeit bei Patienten, die den Myokardinfarkt um 20 Jahre überlebt haben.
Allopurinol: Wahrscheinlich wegen sekundärer Hyperurikämie bei Niereninsuffizienz. Keine Indikation.
Omeprazol: Das für die Magenblutung ursächliche Magenlipom ist offensichtlich beseitigt. Keine Indikation für eine Dauertherapie erkennbar.
Insulin basal / Insulin glulisin: Ob dieses relativ komplexe Regime bei einer 90-jährigen Patientin tatsächlich erforderlich ist, hängt von den Blutzuckerwerten ab. Möglicherweise käme man auch mit einer ganz konventionellen Therapie mit zweimaliger Gabe eines Verzögerungsinsulin zurecht.
Insgesamt vermittelt das therapeutische Regime den Eindruck, als ob hier eine Entlassungsmedikation aus dem Krankenhaus perpetuiert worden sei, ohne dass die Indikation anhand von fortlaufenden Evaluationen des klinischen Zustands überprüft wurde.
Medikation bei Krankenhaus-Entlassung
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Springer Medizin. Ist das nicht eindeutig Übertherapie?. MMW - Fortschritte der Medizin 159, 24 (2017). https://doi.org/10.1007/s15006-017-9879-8
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