_ Serendipität bezeichnet das Finden von Dingen, von denen man nicht gewusst und nach denen man nicht gesucht hat. Den Begriff hat der Dichter Horace Walpole im 18. Jahrhundert aus einem alten persischen Märchen entwickelt (siehe unseren Beitrag im MMW-Originalienband II/2016, S. 14–18).

Ein Leser wies auf eine Arbeit von 2011 hin, in der die Entdeckung von Cisplatin beschrieben wird [Monneret C. Ann Pharm Fr. 2011;69:286–95]. Der Chemiker Barnett Rosenberg untersuchte 1965 die Wirkung eines elektrischen Feldes auf Escherichia coli. Er bemerkte, dass die Bakterien sich nicht mehr vermehrten, aber auf das 300-Fache ihrer Größe anwuchsen. Er entwickelte die Theorie, dass die stromleitenden Platinplatten das Zellwachstum stimulierten und die Zellteilung hemmten. In der Folge konnte die Krebstherapie mit Cisplatin entwickelt werden, die somit auf echter Serendipität beruht.

Auch die Entdeckung des „Homunculus“ im motorischen bzw. somatosensorischen Kortex ist natürlich serendipitöser Natur: Wilder Penfield und Theodore Rasmussen wollten am offenen Gehirn wacher Epilepsiepatienten mittels Elektrostimulation epileptogene Foki finden. Es wurden aber komplexe Sinneseindrücke und spontane Bewegungen ausgelöst [Penfield W, Rasmussen T. Fed Proc. 1947;6:184].

Die Liste geht weiter, und sie bleibt bis heute spannend.