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_ Die anwesende Mutter berichtet über Schreien und lautes Sprechen in der Nacht. Vor etwa vier Monaten hatte Lennard eine Mandelentzündung. Damals war eine Streptokokkeninfektion gesichert worden und es folgte eine kalkulierte antibiotische Behandlung.

Was muss der Hausarzt abklären?

Die Differenzialdiagnostik von Tagesschläfrigkeit und Schlafstörungen beinhaltet in einer ersten Stufe:

  • Spezifische Schlaf- und Wach-Anamnese.

Hierbei müssen u. a. Schlafzeiten und -dauer sowie Tagesschlafzeiten (auch Unterschiede zwischen Schul- bzw. Arbeitstagen und Wochenenden) abgefragt werden. Schlafprotokolle können dies ergänzen. Dadurch werden insbesondere bei jungen Menschen chronischer Schlafmangel und Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus ausgeschlossen. Auch muss nach Hinweisen auf eine schlafbezogene Atemstörung (lautes Schnarchen, fremdanamnestisch nächtliche Apnoen etc.) gesucht, mögliche sedierende Effekte von Medikamenten müssen ausgeschlossen und ein möglicher Substanzmittelkonsum erfragt werden.

Lennard berichtet über regelmäßige Schlafzeiten und eine Schlafdauer von mindestens sieben Stunden pro Nacht, an Wochenenden etwas länger (+ 1 h). Die Schlafprotokolle bestätigen die Angaben. Gelegentlicher Alkoholkonsum am Wochenende („beim Feiern“) wird eingeräumt, jeglicher Drogenkonsum verneint.

  • Der klinische Untersuchungsbefund ist unauffällig.

  • Laboruntersuchungen: Allgemeines Routinelabor sowie TSH basal, Ferritin und Vitamin B12 sind notwendige erste Untersuchungen.

Bei dem Patienten zeigen sich — abgesehen von einem erhöhten ASL-Titer von 320 IE/ml — normwertige Befunde.

  • Verschiedene, von Patienten auszufüllende Fragebögen stehen als einfache Mittel zum Screening bzgl. Tagesschläfrigkeit, Narkolepsie oder z. B. Parasomnien zur Verfügung.

Bei Lennard ist ein Fragebogen zur Tagesschläfrigkeit auffällig: In der Epworth Sleepiness Scale (ESS) besteht ein Punktwert von 14/24 (Norm < 11).

Was soll der Hausarzt unternehmen?

Um weitere Ursachen der Tagesschläfrigkeit auszuschließen, sollte bei dem Patienten zunächst eine respiratorische Polygrafie veranlasst werden. Bei negativem Befund sollte eine Vorstellung beim Neurologen oder direkt in einem Schlaflabor mit neurologischem Schwerpunkt erfolgen.