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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

_ Das hereditäre Angioödem geht auf einen Mangel an C1-Inhibitoren zurück. Dieses Protein ist ein wichtiger Regulator der Kaskaden Komplement-Aktivierung, Gerinnung und Kallikrein-Kinin. Die unkontrollierte Bildung von Kallikrein führt zu exzessiver Bradykinin-Ausschüttung im Plasma, was sich klinisch als Vasodilatation, Ödembildung und Schmerz äußert. Die betroffenen Patienten bekommen plötzlich auftretende Schwellungen v. a. an den Lippen, im Gesicht und im Rachenbereich, wodurch es zu akuten Notfallsituationen mit Verlegung des Larynx kommen kann.

Die verfügbare Therapie mit Androgenen muss täglich verabreicht werden und hat ein schlechtes Nebenwirkungsprofil — keine gute Option bei einer unvermittelt auftretenden Erkrankung.

In einer doppelblinden, placebokontrollierten Phase-Ib-Studie wurde nun der voll humanisierte monoklonale Antikörper Lanadelumab an einer kleinen Zahl von Patienten mit hereditärem Angioödem untersucht. Sie alle hatten mindestens zwei Attacken pro Jahr, seit der letzten waren höchstens sechs Monate vergangen. Vier Patienten erhielten 30 mg, vier Patienten 100 mg, fünf Patienten 300 mg und elf Patienten 400 mg der Substanz subkutan injiziert. Die mittlere Halbwertszeit im Plasma betrug etwa zwei Wochen.

Die Dosen von 300 und 400 mg Lanadelumab verringerten die Plasmakonzentration hochmolekularer Kininogene auf Werte, wie sie bei Personen ohne die Erkrankung gefunden werden. Alle Patienten der 300-mg-Gruppe und neun von elf Patienten der 400-mg-Gruppe blieben über 50 Tage hinweg frei von Attacken. In der Placebogruppe waren es dagegen nur drei von elf Patienten. Die Nebenwirkungen beschränkten sich auf Schmerzen an der Injektionsstelle und Kopfschmerzen. Kein Patient beendete die Studie wegen Nebenwirkungen.

KOMMENTAR

Die Probandenzahl ist zu gering, um definitive Schlüsse auf den Wert der Therapie ziehen zu können. Trotzdem sind die Ergebnisse so überzeugend, dass man auf die Auswertung einer derzeit noch laufenden Phase-III-Studie mit Lanadelumab gespannt sein darf.