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Prof. Dr. med. Johannes Bogner Infektionsambulanz, Medizinische Poliklinik, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Campus Innenstadt

_ „HIV-Sprechstunde“ bedeutet heute weit mehr als die Kontrolle und Verschreibung von HIV-Medikamenten. Die ärztliche Versorgung von Menschen mit HIV-Infektion beinhaltet ein Gesamtkonzept aus Gesundheitsvorsorge, Impfschutz und Diagnostik sowie Therapie von Alters- und Situations-entsprechenden Begleiterkrankungen. Einen Einblick in die Sprechstundeninhalte gibt Prof. Hans-Jürgen Stellbrink in seiner CME-Übersicht. Flankiert wird der Beitrag vom Thema „Impfungen bei HIV-Patienten“ von PD Dr. Ulrich Seybold.

Auf die Frage, welche neuen Therapeutika zur Verfügung stehen, wird dieses Jahr die Antwort vom Stichwort „TAF“ dominiert. Das ist die Abkürzung für Tenofoviralafenamid, einer neu zugelassenen Verabreichungsform von Tenofovir. Einige Vorteile sind aufzuführen gegenüber dem bisher üblichen Tenofovirdisoproxilfumarat, wie es in den Präparaten Viread® und Truvada® enthalten ist. Was es damit auf sich hat, erklärt Dr. Ansgar Rieke aus der Sicht des HIV-Therapeuten und Nephrologen. Wie das neue Präparat im Einzelfall zu einer Verbesserung führen kann, zeigt die Kasuistik von Dr. Gerardo Ibarra.

Spannend ist auch die Frage: Welche Wirkstoffe sind in der klinischen Entwicklung? Das sind beispielsweise sogenannte Attachment-Inhibitoren und auch Maturase-Hemmstoffe, wenngleich bei Letzteren eine Entwicklungslinie aufgrund der schlechteren Verträglichkeit gestoppt wurde. Anhand meines Beitrags zu diesem Thema wird illustriert, dass mit aktuell 27 zugelassenen Anti-HIV-Medikamenten noch längst nicht das Ende der Wirkstoffentwicklung erreicht ist.

Aber nicht nur neue Wirkstoffe, sondern auch neue Applikationsformen zeichnen sich ab. Dr. Eva Wolf beleuchtet das Thema „Die Spritze gegen HIV“ — Entwicklungen in Richtung einer lang wirksamen parenteralen HIV-Therapie. Das könnte für viele Patienten eine tablettenfreie Zukunft bedeuten.

Da das diesjährige Motto der Akte AIDS nicht nur die HIV-Therapie, sondern auch die HIV-Prävention ist, darf die Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP — die „Pille davor“) nicht fehlen. Sie ist nun auch in Deutschland zugelassen. Dr. Christoph Spinner beleuchtet das Thema in Bezug auf Männer. Es ist überall von Bedeutung, wo Kondome nicht eingesetzt werden können oder wollen. Und Dr. Annette Haberl aus dem Frankfurter HIV-Center hat sich mit der PrEP bei Frauen auseinandergesetzt.

Der fehlende Schutz, z. B. durch Verzicht auf Kondome oder ungezielte Partnerwahl, führt auch dazu, dass andere sexuell übertragbare Krankheiten neben der HIV-Infektion häufiger auftreten — ein Thema insbesondere der Männermedizin. Dr. Nils Postel berichtet darüber, nicht nur aus der eigenen Praxis, sondern auch im Hinblick auf verfügbare Leitlinien und Literatur.

HIV ist nicht nur eine Krankheit, sondern hat auch gesellschaftliche Bedeutung: Immer wieder ist die Rede davon, welche prominenten Persönlichkeiten mit HIV leben oder daran gestorben sind. Somit setzen wir die 2016 begonnene Serie fort und „hören“ dieses Mal in die HIV-Welt der Musik.