figure 1

Prof. Dr. med. A. Broocks Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Helios Kliniken Schwerin

_ Um die Prävalenz depressiver Erkrankungen bei Patienten mit leichten kognitiven Einschränkungen (Mild Cognitive Impairment, MCI) zu bestimmen, wurden 57 geeignete Studien mit 20.892 Patienten in den Datenbanken Medline, Embase und PsycINFO identifiziert. In allen war die primäre Stichprobe auf der Grundlage eines gesicherten MCI gebildet worden. Depressive Symptome oder Depressionen waren mit validierten psychometrischen Instrumenten erfasst worden.

Bei 32% aller Patienten mit MCI fand sich eine komorbide depressive Erkrankung (95%-Konfidenzintervall: 27–37), auch wenn die Ergebnisse trotz der engen Einschlusskriterien noch sehr heterogen waren. In den 28 Untersuchungen auf der Grundlage von Bevölkerungsstichproben ergab sich mit insgesamt 25% eine niedrigere Prävalenz. Die übrigen 29 Stichproben, die jeweils über eine Klinik oder eine Ambulanz erhoben wurden, lieferten mit 40% eine signifikant höhere Prävalenz. Die Art der Diagnostik — diagnostisches Interview durch einen Kliniker oder Selbstauskunft — hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Ergebnisse.

Ein Effekt des Geschlechts konnte mangels Daten nicht untersucht werden. Die These, dass das Durchschnittsalter der Studienpopulation relevant sein könnte, konnte nicht bestätigt werden.

KOMMENTAR

Die Studie ist das bisher umfangreichste Review mit Metaanalyse zum Thema. Die Ergebnisse zeigen, dass bei Patienten mit MCI unbedingt systematisch nach einer komorbiden depressiven Erkrankung gefahndet werden muss. Dies ist von hoher klinischer Relevanz, weil eine effektive Behandlung der Depression durchaus zu einer guten Besserung von kognitiven Beeinträchtigungen führen kann — und weil umgekehrt eine chronifizierte depressive Erkrankung offenbar den Übergang in eine Demenz-Erkrankung begünstigen kann. Auch subsyndromale depressive Symptome können die Lebensqualität von MCI-Patienten erheblich einschränken.